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"Was galoppiert denn da?" (Tag 11)

Ein neuer Tag begrüßt uns mit einer sanften Brise und einem Sonne-Wolken-Mix. Die Esel bepacken, Zelt abbauen, Zähne putzen. Da spricht uns unsere Zeltnachbarin an, fragt wo es noch hingeht, und wir unterhalten uns eine Weile. Nächstes Jahr möchte sie die iberische Halbinsel umrunden. Ihre Augen leuchten auf, als sie von ihren Plänen zur Tour erzählt. Sie war bereits mehrmals in Schweden und reist ebenfalls zu zweit per Rad und Zelt. Gemeinsam wollen sie diesmal bis Malmö. „Das schafft ihr, eine Gute Tour und viel Erfolg für die Tour im nächsten Jahr!“ sagen wir zum Abschied. „Euch auch eine gute Reise.“ wird fröhlich erwidert. Auch die beiden mit dem Hund, vom Vortag, unterhalten sich nochmal kurz mit uns und wünschen uns „Alles Gute.“ Doch dann geht es los. Auf zur Rezeption des Campingplatzes, abmelden, zwei Eis zum Frühstück und nach einem weiteren kurzen Gespräch übers Radfahren mit einer Dame aus Leipzig (Rad mit Riemenantrieb), geht es endgültig los. Göteborg!

Wir würden manchmal echt gerne länger in Städten verweilen, aber sind wir ehrlich, so richtig greifen kann man eine Stadt auch nach 2 Stunden nicht. Zudem wird hier überall gebaut. Es ist laut und viel Verkehr. „Sind wir schon so ausgewildert“ fragt sich Michi im Stillen. Die Radwege sind weitgehend top! Darum geht es zügig, mit dem ein oder anderen sehnsuchtsvollem Blick in eine Seitengasse mit Cafés und altehrwürdigen Gebäuden. Nach dem durchtritt durch den Kern der Stadt erwartet uns ein rot-graues „Brückenchaos“. Rad-, Fuß- und Autobrücken verflechten sich zu einem aus der Nähe undurchschaubaren Knoten. Ein letzter Blick auf die Stadt und an der Autobahn entlang geht es nach Oslo! „Oslo, da steht Oslo auf den Schildern!“ frohlockt Kyra. Doch dann erstreckt sich zur Rechten ein Parkplatz und ungläubig erblicken wir vorbei an Reklametafeln (-50 % Midsommar), unser erstes IKEA in Schweden. Wir dachten schon fast, dass es ein reiner Exportschlager wäre, aber nein da steht es in blau-gelber Gewohnheit. Dahinter finden wir einen Sportoutlet und Kyra ersteht ein neues Paar FlipFlops.

Endlich knickt der Radweg links von der Autobahn ab und wir begeben uns direkt in eine doch recht ansehnliche Steigung durch den Wald. Herrlich, die Vögel zwitschern und nur dann und wann schleicht ein Auto an uns vorbei. Geschafft! Mit 40 + x km/h geht es den Hügel hinab. Kleine tiefblaue Seen tauchen nun hier und da auf und fügen sich in das Bild aus Felsen, Wald und Wiesenlandschaft. Kurz vor Stenungsund beschnuppern zwei Patria-Drahtesel mit Rohloff-Nabe interessiert Emil und Elias. Auf ihnen sitzen Georg und Andrea, die uns nach einem kurzen Plausch auf einen Kaffee einladen. „Das haben wir so noch nicht erlebt. DANKE!“ Nach kurzer Suche ist ein Café am Hafen gefunden. Wir sitzen im T-Shirt in der Sonne, ein herrlich heißer Latte Macchiato vor uns und reden über dies und das. Vorwiegend natürlich das Radreisen, unsere beiden Touren und wo die nächste Nacht verbracht werden soll. Die beiden wollen ebenso nach Oslo, Bergen und auf die Lofoten. Es tut gut so viele Gleichgesinnte zu treffen. Gerne wären wir noch Stunden in der Sonne gesessen, aber vielleicht ein andermal. Die beiden wollen noch Einkaufen und wir ein paar km für Norwegen sammeln. Zurück auf den EuroVelo geht es hinauf zur Tjörnbron unsere erste große Brücke ausschließlich in Schweden (Malmö-Kopenhagen). „Was für ein herrlicher Ausblick!“

Auf der Brücke überholen wir zahlreiche Pkw im Stop and Go. Der Grund ist in diesem Fall ein Auto mit einem rot-gelben Warndreieck auf dem Heck. Diese sind uns die Tage schon mehrfach aufgefallen, da sie gedrosselt und zum Teil auffällig geschmückt sind. Was es damit auf sich hat – „Vielleicht Fahranfänger?!?“ – finden wir noch raus. Hastig werden noch Lebensmittel im Supermarkt von Varekilsboden besorgt. Die Beine werden müde und die Schlafplatzsuche beginnt. „Nein, eingezäunt!“, „Ne, zu nass!“, „Da… Doch nicht. Privat!“ und so suchen wir noch etwa km, als von der Hauptstraße ein selten befahrener Weg links in den Wald abfällt. „Komm wir schauen mal.“ „Perfekt!“ am Fuße des Weges erwartet uns eine vor ein paar Tagen gemähte Wiese im Wald. „Zecken!“ einige der Biester krabbeln bereits an uns hoch, aber keine hat gebissen und alle werden abgeklaubt. Das Zelt errichtet, ein Bannkreis aus Zeckenschutz versprüht und wir fallen erschöpft auf die Isomatten. Etwas galoppiert am Zelt vorbei und fängt an zu „bellen“.

Ein Reh warnt seine Artgenossen. „Tschhhh, heeeee“ macht Michi. Das Reh verzieht sich empört schnaubend in den Wald. Aufgeregt und total platt, aber glücklich schlafen wir ein.

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