top of page

Von der Elbe an die Weser (Tag 99)

Nachdem in der Nacht der Regen mehrmals an das Fass geklopft hat, ist es am Morgen nur noch bewölkt. „Puh, es ist ja noch dunkel.“, sagt Kyra verschlafen, als um 6:30 Uhr der Wecker das zweite Mal klingelt. Es hilft alles nichts wir müssen raus. Die Schuhe sind trotz Zeitungspapier noch gut nass, ebenso die Überschuhe. Naja, es ist ohnehin Regen und Wind angesagt. Somit wäre alles eh nicht lange trocken geblieben. Gestern haben wir Frühstück für den nächsten Tag gebucht – ja wir wollen die letzten Tage einfach genießen. So gibt es frisch gebrühten Kaffee, Brötchen, Wurst, Käse, Marmeladen vom hauseigenen Biohof und Butter. Ein Brötchen mehr hätten wir vertragen können, aber ansonsten ist es einfach nur lecker! Wir unterhalten uns noch nett mit der Besitzerin und kaufen zwei Flaschen Apfelsaft und Äpfel. Natürlich Elster und ebenfalls vom Hof. Dann verquatschen wir uns noch etwas mit Campinggästen und müssen die Gespräche leider etwas abbrechen. Der angesagte Wind und Regen sowie die Fährfahrt nötigen uns ein wenig den Zeitplan einzuhalten.

Das Örtchen Guderhandviertel besticht durch seine zahlreichen alten Häuschen am Deich, mit den schönen, reetgedeckten Häuschen, deren Inschriften in den Türrahmen und… oh nein! Vor lauter schauen haben wir uns verfahren und das ganze zweieinhalb Kilometer. Also zurück bis fast zum Campingplatz und nun aber los Richtung Bremervörde. Das angekündigte Wetter bewahrheitet sich nun. Dicke Regentropfen ergießen sich über uns.

Die Wäldchen bieten nur kurzzeitigen Schutz vor dem Wind. Auf dem Boden bilden sich Bäche und kleine Seen. So langsam dringt das Wasser in die Schuhe und Hose ein. Einzig die Jacken halten dem Dauerregen stand. Kurz vor Bremerhaven lässt der Regen endlich nach. In der Stadt angekommen schauen wir auf die Uhr. Erschrocken stellen wir fest, dass wir tatsächlich früher da sind als geplant. Es ist 16 Uhr und wir könnten noch eine frühere Fähre erwischen. Wir treten in die Pedale, doch zahlreiche Ampeln hindern uns. Dann fegt uns noch eine Böe regelrecht auf die Mitte der zweispurigen Straße, aber alles geht gut. Wir kämpfen uns mit letzter Kraft die Brücke hinauf und sehen links unsere Fähre. Das Bild der Fähre und die Erinnerung an die erste Überfahrt treffen Michi wie ein Blitz. „Wir müssen unter der Brücke durch! Umdrehen!“, schreit er aus voller Brust gegen den Sturm. Wir wenden und mit letzter Kraft preschen wir dem Anleger entgegen. Zwei Fußgänger rennen ebenfalls gegen den Wind gebeugt und werden durch die Böen immer wieder zum Taumeln gebracht. Geschafft! Wir vier kommen auf die Fähre, die sich sogleich in Richtung anderes Ufer ablegt. Haben wir ein Glück! An Deck wackeln die Autos und Kyra muss die Drahtesel sichern, als Michi Fotos schießt.

Nach zwei, drei hat auch er genug vom Wind und rettet sich zurück zu den Eseln. Am anderen Ufer angekommen fahren wir die letzten Kilometer zu Tante Renate entspannt mit zumeist Rückenwind. Eine Gruppe Radler versucht noch die Fähre zu bekommen. Mit surrenden Motoren rauschen sie gegen den Wind. Vor lauter Angst diese zu verpassen, überholen sie sich gegenseitig. „Vorsicht!“, ruft einer im Überholvorgang empört auf unserer Spur Michi entgegen. Es fehlen Millimeter und zum Glück bremst die überholte Radlerin der Gruppe kurz ab. „Ja genau, Vorsicht!“, ruft Michi etwas aufgebracht und geschockt zugleich. Dann erreichen wir Tante Renate. Wir werden herzlich empfangen, duschen warm, ziehen uns um und werden königlich verköstigt.

Es gibt Sauerkraut nach einem Rezept von Tim Mälzer. Dazu einen leckeren Salat mit Walnüssen und Cranberrys. Als Nachtisch natürlich Eis. Alles schmeckt sehr, sehr gut. Wir unterhalten uns über die Tour und schauen Nachrichten. Dann verabschieden wir uns ins Bett. Wir sind echt erschöpft und fallen auf das Schlafsofa.

116 Ansichten0 Kommentare

Aktuelle Beiträge

Alle ansehen

Das Ende?

bottom of page