top of page

Unser kleines Oktoberfest (Tag 97)

Als wir am Morgen aufwachen ist der gesamte Campingplatz noch ruhig. Leise bauen wir das Zelt ab. Nach und nach erwachen immer mehr Camper. Auf der Zeltwiese sind sogar drei weitere Radreisende. Kyra geht schnell zum einen Pärchen rüber und beginnt eine kurze Unterhaltung. Es ist erst deren zweite Tour. Vor einigen Tagen ging es in Leipzig los, heute ist Wismar das Ziel, damit ist die Ostsee erreicht. Sie wollen ein paar Tage bleiben und dann geht’s mit dem Zug zurück. „Ach verdammt, ich weiß, woher das Schleifen von gestern Abend kommt.“, stöhnt Michi auf. Sein Gepäckträger hängt nur noch an drei statt vier Schrauben. Es findet sich im Werkzeug keine passende Ersatzschraube, doch dann kommt die rettende Idee. Die Fixierschraube der Actionkamera. Das Provisorium hält und dennoch schauen wir nach dem Zähneputzen nochmal gründlich auf dem Weg. Nichts… schade! Wir verlassen Campingplatz.

Am Ausgang sprechen wir noch kurz mit einem Pärchen im Bulli aus Leizpig und müssen dann leider echt los. Den kleinen Hügel hinauf und zur Hauptstraße. Seit Sachsenhausen sehen wir immer wieder die Schilder zum Gedenken an die Todesmärsche. Nun stehen wir an exakt dem Ort, an dem das Wachpersonal der Gefangenen diese sich selbst überließ und kurz darauf die Amerikaner sowie die rote Armee selbige befreite. Panzerspuren in der historischen Straße zu unseren Füßen. Künstlerisch wird versucht das Leiden in Bronze gegossen festzuhalten, zu erinnern, zu mahnen und es sichtbar zu machen. Hinter uns rauscht der Berufsverkehr auf der neuen Straße vorbei. Wir stehen allein im Sonnenlicht und verweilen in uns gekehrt. Nach etwa 10 Minuten fahren wir weiter.

Sieben Kilometer später springen wir in einen Supermarkt, um Brezen zu kaufen. Dazu gibt es noch Gebäck und einen Eiskaffee. Nur die Brezen werden eingepackt, der Rest sogleich verspeist. Wir wollen uns ein schönes Plätzchen nach der Hälfte der Strecke suchen, um das Weißwurstfrühstück zu zelebrieren. Darum verlassen wir Schwerin und fahren durch schöne Landschaft, mit naturbelassenen Blumenwiesen und Wäldchen. Am Wegesrand sind kleine Trimm dich – Stationen aufgebaut, der Dümmer Trimm dich Pfad. An einer bunten Bank ist es soweit. Wir holen den Kocher raus und, nach anfänglichen schwierigkeiten dank des Windes, brennt dieser doch. Im Nu ist das Wasser heiß und die Würste ziehen darin. Mhm lecker! Weißwürste, süßer Senf, Brezen und Sonnenschein. Herrlich!

Doch dann verdunkelt sich der Himmel. Wir springen auf. Packen zusammen und radeln vor der Wolkenfront davon. Die Front breitet sich aus, der Weg knickt ab. Gegenwind peitscht uns wenige Tropfen entgegen. Wir halten für eine kurze Pippipause und dann erwischt es uns richtig. Der Regenschleier in der Ferne ist nun ganz nah. Wir ziehen die Regenkleidung an. Mit einem Mal frischt der Wind nochmal kräftig auf und über uns öffnen sich alle Schleusen ehe wir auf die Esel gestiegen sind.

Trotz Regenkleidung ist alles nass. 15 Minuten später herrscht strahlender Sonnenschein und Michi befreit sich direkt von der Regenkleidung. Kurz darauf wird es auch Kyra zu warm. Wir halten erneut und als Kyra sich der nassen Kleidung entledigt, erahnt Michi ein Bergwerk hinter einer Erhebung. Mit dem Selfiestick in der Hand springt er und… der Schnappschuss glückt. Es ist ein Bergwerk.

Nach einigen Kilometern auf und neben der Hauptstraße geht es auf Schotter in den Wald. Wir fahren einige Kilometer, bis auf der rechten Seite eine Informationstafel erscheint. Diese macht auf Informationen und Hörspiele zur ehemaligen innerdeutschen Grenze aufmerksam. Wir hören uns das kurze Hörspiel an und machen uns auf über die A24. Von der Brücke sehen wir das große braune Schild, welches auf den ehemaligen innerdeutschen Grenzübergang aufmerksam macht. Da es erneut heftig anfängt zu regnen verlassen wir die Brücke schnell und fahren erneut in den Wald.

Über viel Schotterweg, der beidseitig von Wildschongebiet gesäumt wird geht es dem Campingplatz entgegen. Dort angelangt dürfen wir in einem kleinen Pavillon auf dem Privatgrund des Eigentümers kochen. Es liegt direkt an einem kleinen Waldsee und Michi macht sogleich Pfannkuchenteig. Wir genießen unsere Pfannkuchen und Kyra backt noch ein paar mehr zum Frühstück.

Nach dem Zeltaufbau kriechen wir in die Schlafsäcke. „Soll ich Dir vorlesen, was ich…“, fragt Kyra. Doch Michi ist bereits erschöpft eingeschlafen. Kyra schreibt den Eintrag zu Ende. „Mist, das Internet geht nicht mehr.“, ärgert sie sich. Dann kommen die Bilder halt erst morgen dazu. Jetzt ist Schlafenszeit!

99 Ansichten0 Kommentare

Aktuelle Beiträge

Alle ansehen

Das Ende?

bottom of page