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Tag der Begegnungen… (Tag 13)

„Was war das?“ fragt Kyra. „War das ein Reh?“. Irgendwo in unserer Nähe hören wir einen Aufprall und zwei, drei schreckliche Laute eines Tieres. Irgendwo scheint ein Wildunfall passiert zu sein. Doch die Autos auf der Straße bei uns in der Nähe fahren munter weiter. Vielleicht doch nur Einbildung oder der Warnschrei eines Rehs? Mit der Frage schlafen wir ein. Am nächsten Morgen wachen wir erst mit dem Wecker auf und stellen beide fest, dass wir nahezu durchgeschlafen haben. Kyra ist so müde, dass sie sich nochmal umdreht und die Augen zu macht. Michi holt den Laptop hervor und schreibt einen Blogbeitrag. Als Kyra dann endlich aufwacht, stellt sie erschrocken fest, dass es schon nach 9:00 Uhr ist und der Tag ruft. So wird alles eingepackt. Das nette Paar aus München kommt zur Verabschiedung vorbei. Sie wollen weiter, auf den nächsten Campingplatz in der Nähe. Wir erzählen noch kurz über die Tour und den Blog. Für unsere Weiterfahrt wird uns ganz viel Spaß und Glück gewünscht. Da sie von unserem Abenteuer so begeistert sind, schenken sie uns noch eine kleine Karte. Vielen vielen Dank!

Als sie auf dem Weg sind und wir unsere jeweils 9 Taschen gepackt haben, fahren wir noch zur Verabschiedung bei dem schwedischen Paar Carina und Stefan vorbei. Sie begrüßen uns wie am Vortrag sehr herzlich und wir reden noch eine ganze Weile und holen uns Tipps ab. Zum Abschluss machen wir noch ein Bild und tauschen unsere Kontakte aus. Was eine großartige Begegnung! Hoffentlich trifft das Sprichwort „Man trifft sich immer zweimal im Leben“ hier zu. Nun müssen wir jedoch aufbrechen und eine öffentliche Toilette mit Trinkwasser suchen. Haben wir schon von den unglaublich tollen schwedischen Toiletten erzählt? Ja? Die sind so genial, dass man es nicht häufig genug erwähnen kann. Und schon nach kurzer Zeit finden wir im nächsten Ort eine Toilette. Kyra verschwindet schnell und erledigt sogar eine kurze Wäsche mit den wichtigsten Sachen. Ein kleines Stück weiter wringen wir die Anziehsachen aus, klemmen sie zum Trocknen auf die Drahtesel und essen genüsslich unser Frühstück: Polarbrot mit Erdnussbutter und Himbeermarmelade. Hmmm…Nach dieser Unterbrechung geht es nun wirklich los. Dabei ändert sich schnell die Landschaft. Um uns herum ist mehr Wald und die Besiedlung nimmt ab. Nach einigen Kilometern machen wir erneut eine Pause. In dieser gesamten Zeit fährt kein einziges Auto an uns vorbei und so sehen wir auch bei der Weiterfahrt kaum weitere Personen. Die Straße wird von Asphalt zu Schotter und wir bekommen ein Gefühl, wie dünn Schweden an manchen Stellen besiedelt ist.

Circa 30 km vor der Grenze knurrt uns der Margen und wir stellen fest, dass wir in Schweden kein einziges Mal essen waren, nicht einmal an einem Straßenstand. Zum Glück kommen wir auch in diesem Moment aus der Abgelegenheit raus und landen bei der Autobahn E6, die wir bereits seit Göteborg immer wieder kreuzen. Die Europastraße 6 ist die längste durchgehende Straßenverbindung in Skandinavien. Sie beginnt in Trelleborg (Schweden) und endet in Kirkenes an der norwegischen Grenze zu Russland. Wir häufig wir dieser Straße noch begegnen werden? Leider ist an der vor uns liegenden Raststätte nicht viel zu haben und so essen wir eine Kleinigkeit in einem schwedischen Schnellrestaurant. Nun aber weiter Richtung Norwegen! Zunächst sind wir auf unserer Fahrt erneut allein, bis wir kurz vor der Grenze in viel Verkehr kommen. Wir fahren mit den Autos gemeinsam der Grenzbrücke entgegen. Da Kyra nochmal eine Toilette benötigt und ein letzter schwedischer Supermarkt in Sicht ist, halten wir ein paar Meter vor der Grenze unmittelbar vor der Brücke und springen in den Supermarkt. Nach unserem Einkauf naschen wir ein Eis mit Blick auf die Brücke.

Da kommt Jaana, die Betreiberin des Marktes zu uns heraus und fängt mit uns ein Gespräch an. Wir erzählen was wir so machen, was unser Ziel ist und wo wir bereits alles waren. Sie berichtet von den anderen Radreisenden und der Gegend. Da wir nach dem Eis anscheinend ziemlich durchgefroren wirken, werden wir nochmal reingebeten und bekommen ein Kaffee sowie Kakao zubereitet. Beim Genießen des Heißgetränks reden wir weiter. Jaana berichtet, dass die letzten zwei Jahre mit Corona sehr schwer waren, da die Grenze nach Norwegen geschlossen war. Die ganze Familie arbeitet in dem Supermarkt und darüberliegenden Café/Restaurant.

Wir berichten von unseren tollen Erfahrungen in Schweden und unserem neu entdeckten Lieblingsbrot, leider konnten wir dieses im Laden nicht finden. Da macht sich Jaana sofort auf dem Weg und kommt mit dem passenden Brot zurück: „Meint ihr das?“. Michis Augen leuchten und er nickt. Auf englisch gibt sie uns weiterhin zu verstehen, dass das Brot sowie Kaffee und Kakao ein Geschenk an uns sind. Wir bedanken uns vielmals und lassen als kleines Geschenk aus Ostfriesland da: Ostfriesentee (Thiele und Bünting).

Nach dem langen netten Gespräch müssen wir schweren Herzens weiterziehen. Und so erreichen wir die Grenze von Schweden nach Norwegen! Geschafft! Nach 13 Tagen stehen wir wirklich hier… Es ist ein unglaubliches Gefühl zu wissen, dass man die gesamte Strecke von Emden mit dem Fahrrad gefahren ist. Unsere Freude geht auch an einem Fußgänger auf der gegenüberliegenden Straßenseite nicht unbemerkt vorbei. Nach zwei, drei Fotos fahren wir von der Brücke und bekleben Elias mit der norwegischen Flagge. Da kommt der Fußgänger auf uns zu. Er stellt sich mit Per Olav vor und ist Musiklehrer in der Region. Er war schon in fast ganz Norwegen als Lehrer unterwegs. Von der Brücke wollte er nach Feuern zu Midsommar Ausschauhalten, aufgrund der Brandgefahr wurden jedoch keine gezündet. Auch mit ihm reden wir über unsere Tour und unsere Leben.

Kyra nimmt allen Mut zusammen und fragt ihn nach einem möglichen Ort zum Wildcampen. Daraufhin setzt er sich ins Auto und zeigt uns einen geeigneten Ort. Wir fahren in den gezeigten Weg, folgen einem Wanderweg und finden den perfekten Ort für die Nacht. Vielen Dank Per Olav! Schlaft gut!

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