(Tag 96)
„Lass das… Komm her! Komm her! Kommst du jetzt. Nein, pfui!“ mit diesen Worten weckt uns ein Herrchen mit seinem Hund. Wir schauen uns verschlafen an und entscheiden, dass es sowieso Zeit ist aufzustehen. Zuerst gibt es jedoch Frühstück im Schlafsack. Anschließend ist Arbeitsteilung angesagt: Michi spült das Geschirr und Kyra wäscht die Wäsche. Erstaunlich stellen wir fest, dass es nur noch ein paar Handwäschen sind, bis wir wieder zu Hause sind… Auf den Luxus einer Waschmaschine und eines Trockners freuen wir uns tatsächlich schon sehr! Nach der eigenen Körperhygiene bauen wir das Zelt ab und rollen zur Rezeption. Beim Auschecken wird Michi ein Wohnmobilreiseführer ans Herz gelegt, diesen könne er gleich kostenfrei mitnehmen. Darauf hin schlägt Michi einen Ballasttausch mit finnischem Weizenmehl vor, denn abgesehen von dem falschen Gefährt, wäre der Reiseführer ein hohes Zusatzgewicht. Das Mehl wird nicht benötigt und so kommt Michi lachend und gut gelaunt aus der Rezeption zurück. Wir schwingen uns auf Emil und Elias und fahren an den schönen Villen von gestern vorbei. Bereits gestern war uns die Villa Andrea aufgefallen. An dieser bleiben wir nun kurz stehen und machen für Kyras Tante Andrea ein Foto.
Noch bevor wir weiterfahren, stellt Kyra eine große Lust auf Brezeln fest: „Wenn du einen Bäcker siehst, halte bitte an“. Doch ein netter Bäcker ist nicht in Sicht, dafür entdecken wir noch in Waren (Müritz) eine Kaffeerösterei. Das ist eine gute Alternative! Somit gibt es statt einer Brezel für jeden ein Stück Marzipantorte sowie leckeren Kaffee. Beim Bezahlen entdeckt Kyra noch handgemachte Pralinen, welche natürlich probiert werden müssen. Nun geht es jedoch richtig los! Wir verlassen die Müritz in Richtung Kölpinsee.
Immer wieder begegnen wir einigen E-Bike-Fahrer*innen. Eine Gruppe aus sechs Leuten drängelt beim Ritt durch Sand und über Wurzeln von hinten, überholt uns schließlich und bleibt abrupt sowie verwirrt an einer Kreuzung stehen. Anschließend fährt die Gruppe weiter und drängelt sich erneut vorbei, nur um kurz darauf auf ein Gruppenmitglied zu warten, das die Überholmanöver und den 25er Schnitt nicht mitmacht. Auf gutem Asphalt rauscht die Gruppe schlussendlich entspannt tretend an uns vorbei und verschwindet am hinter der nächsten Kurve. "Nur "Eco", um die Spitzen abzufedern.", sagt Michi belustigt mit verstellter Stimme, da dies im Gespräch mit E-Radfahrern auf der Tour fast immer ungefragt die erste Aussage ist. Gut gelaunt und lachend fahren wir weiter. Nach kurzer Zeit fährt eine Frau hinter uns. Als sie uns überholt bemerken wir, dass diese ohne Motor unterwegs ist. Wir fangen ein Gespräch von Fahrrad zu Fahrrad an. Sie erzählt, dass sie viel mit dem Fahrrad unterwegs ist und gerade vom Einkaufen kommt. Sie findet es toll, dass wir soweit unterwegs sind und wir sind beeindruckt wie schnell sie gegen den Wind mit Steigung, Gepäck und in dem Alter, geschätzte Mitte 70, fährt. Respekt! Als wir in Plau am See ankommen, müssen wir uns entscheiden: Bleiben wir trotzdem wir erst rund 50 km gefahren sind hier oder fahren wir ganze 110 km heute? Einen Campingplatz dazwischen scheint es nicht zu geben. Wir entscheiden uns für die zweite Variante, damit wir es die kommenden Tage etwas entspannter haben, denn wir bemerken langsam, dass auch schon unsere Muskeln in Ankommens-Stimmung sind. Insbesondere kleine starke Steigungen tun in der Muskulatur gut weh. Wir sind gespannt, wie die nächsten Tage mit viel Gegenwind aus Westen werden, aber erstmal geht es weiter bis Lübz. Hier springt Michi in den Supermarkt und kommt mit allerlei Dingen zurück: Brezeln, Weißwürsten, Apfelschorle, Fladenbrot, Zaziki, Fruchtquark, Lübzer Bier und Gebäck zum Sofortessen. Das Gebäck wird noch vor Ort und Stelle in einer kleinen Pause verputzt.
Der Weg führt uns weiter über viele Fahrradwege, bis wir kurz vor Schwerin ein besonders langes Stück Bundesstraße fahren. Nach einer ganzen Weile sehen wir endlich das Schild mit dem Zelt drauf und folgen dem Pfeil nach rechts. Eine letzte Steigung gilt es zu bezwingen und geschafft! Bevor wir das Zelt am See aufbauen, trinken wir beide noch eine große Spezi. Nach dem Duschen und Fladenbrot mit Zaziki im Zelt fallen uns die Augen auch heute schnell zu. Das Schreiben des Blogeintrags verschieben wir sogar auf den nächsten Tag.