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Regen und Sturm (Tag 47)

Aktualisiert: 1. Aug. 2022

Mitten in der Nacht wachen wir auf und müssen beide auf Toilette. Langsam schälen wir uns aus dem Schlafsack, ziehen etwas drüber und verlassen das Zelt. Geschockt bleiben wir jedoch beide stehen. Wo müssen wir hin? Wir sehen nichts, außer weiß. Selbst die aufgebauten Zelte der anderen Radreisenden sind im Weiß verschwunden. Ungefähr 5-10 m weit können wir sehen. Wir klettern die kleine Steinmauer zum Parkplatz hoch und orientieren uns an den rechts parkenden Wohnwägen, Transportern etc. Als das Toilettenhäuschen plötzlich auftaucht, ist der Schreck überwunden und auch der Rückweg funktioniert reibungslos. Erneut schlafen wir ein und wachen ausgeschlafen erst am nächsten Morgen gegen 10:00 Uhr auf.

So lange haben wir auf der gesamten Radreise bisher nicht geschlafen. Wir genießen die Ruhe und Zeit. Aufgrund des Nebels wollen wir das Zelt auch gar nicht verlassen und frühstücken im warmen Schlafsack. Es gibt frisches Brot vom Vortag mit Butter oder rotes Pesto, Käse, Salat, Gurkenscheiben und Tomaten. So kann der Tag starten. Gestärkt packen wir alles, was wir für diesen Tag brauchen, in eine kleine Tasche und verlassen das Zelt zur Nordkaphalle. Der Nebel ist nicht verschwunden und die Sicht weiterhin bei ungefähr 10 m. Leichter Regen setzt ein. In der Nordkaphalle ist bereits Betrieb. Einige shoppen im Souvenirshop, andere essen kleine Snacks oder suchen draußen im Nebel den Globus. Wir setzen uns weiterhin entspannt an einen der Tische in der großen Halle und schreiben Blog. Aufgrund der letzten anstrengenden sowie aufregenden Tage hängen wir damit ein bisschen hinterher und wollen die verpassten Einträge nachholen. Zunächst bekommt jedoch eine andere Szenerie unsere Aufmerksamkeit. Die Tür der Nordkaphalle geht auf und dutzende Personen kommen hinein. Sie rennen in den Souvenirshop, machen ein Foto am Globus, trinken einen Kaffee und laufen wieder zurück. Schnell finden wir heraus, dass es sich hierbei um eine Busreise handelt. Einige Passagiere setzen sich direkt neben uns an den Tisch und wir fangen ein kleines Gespräch an. Vor sechs Tagen sind sie in Berlin gestartet und haben schon einiges auf ihrer Reise gesehen. Es ging unter anderem über Stockholm und auf dem Rückweg werden die Lofoten angesteuert. Hier am Nordkap haben sie nur einen kleinen Aufenthalt von circa 1,5 h. Wahnsinn, diese Reise ist noch wesentlich durchgetakteter als unsere. Nach kurzer Zeit kommen Jan und Anja, die beiden hatten wir beim Zeltaufbau am Vortag kurz kennengelernt, in die Halle und setzten sich an einen weiteren freien Tisch neben uns. Von den beiden bekommen wir die Nordkappwaffeln aus der Cafeteria empfohlen. Anschließend unterhalten wir uns noch kurz, aber die beiden müssen zum Bus und dieser fährt nur einmal am Tag. Der Tipp mit den Waffeln wird jedoch direkt umgesetzt. Michi isst eine Waffel mit Brunøst und dazu einen Kaffee. Für Kyra gibt es eine Waffel mit Marmelade und Kakao. Wirklich sehr lecker!

Wir schreiben zwei Blogeinträge fertig und gehen in den Souvenirshop. Hier kaufen wir ein paar wenige Postkarten, welche wir beim Postamt am Nordkap absenden wollen.

Doch zunächst wollen wir etwas zu Abend essen. Aufgrund des nicht aufhörenden Regens entscheiden wir uns den Drachen aus zu lassen und im trockenen Restaurant der Nordkaphalle zu Essen. Michi genießt eine Fischsuppe und Kyra ein Kabeljaufilet. Beides ist ausgezeichnet lecker.

Anschließend gehen wir zum Postamt, erhalten einen tagesaktuellen Poststempel vom Nordkap und lernen beim Schreiben der Karten Nico und Jonathan kennen. Die beiden sind mit einem kleinen geliehenen Transporter zum Nordkap gefahren. Die Halle haben sie sich schon angeguckt und wollten eigentlich „nur noch schnell Postkarten schreiben“. Jonathan benötigt jedoch ein bisschen mehr Zeit als Nico dachte und nun sitzen sie noch hier. Wir fangen schnell ein nettes Gespräch an und werden auf ein Bierchen in den Transporter eingeladen. Die beiden wollen vorher jedoch noch Nudeln kochen. Diese Zeit nutzen wir um die Blogeinträge mit Bildern zu füllen und online zu stellen. Nun ist der Moment gekommen, dass wir die Nordkaphalle wieder verlassen. Draußen ist es kalt, der Nebel ist weiterhin so dicht, dass wir den Parkplatz von der Halle aus nicht sehen können, der Regen macht die gesamte Situation noch unangenehmer und der auffrischende Wind lässt uns zittern. Unglaublich, wie anders sich dieser Ort im Vergleich zu gestern anfühlt. Um in dieser Szenerie den Transporter von Nico und Jonathan zu finden, brauchen wir einige Anläufe. Wir springen über immer größer werdende Pfützen und lehnen uns stark gegen den Wind. Endlich erkennen wir das richtige Kennzeichen und klettern hinein. Die beiden sind fast fertig mit Essen und stellen uns beiden ein Bier hin. Erfreut stoßen wir an, quatschen und genießen den Augenblick. Um 23:59 Uhr stellt Kyra verdutzt fest: „Nur noch eine Minute!“.

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