Pilze und Heidelbeeren (Tag 53)
Als wir am Morgen die Hütte verlassen sind bereits die ersten Leute auf den Beinen. Es kommen einige Personen mit Hunden und noch mehr auf Mountainbikes vorbei. Das gute Wetter lockt wahrscheinlich alle nach draußen, so auch uns. Wir packen zusammen und machen uns auf den Weg. Zunächst müssen wir noch einkaufen und fahren zu dem Supermarkt im Ort. Kyra kauft eine Kleinigkeit zum Frühstück sowie ein bisschen Gemüse und Brot. Das Gebäck wird noch vor Ort genascht. Nun müssen wir nur noch unsere leeren Trinkwasserflaschen auffüllen. Hierfür gehen wir zur gegenüberliegenden Tankstelle und fragen nett nach Wasser. Bereits seit Norwegen fragen wir gerne bei Tankstellen. Hier können wir schnell auf die Toilette, Wasser auffüllen und im Notfall noch eine Kleinigkeit besorgen. So auch heute. Die nette Tankwärtin füllt unsere Flaschen auf, wir gehen beide nochmal auf Toilette und kaufen uns jeweils einen Kaffee. Der Kaffee wird im strahlenden Sonnenschein vor der Tankstelle genossen.

Nun müssen wir jedoch los! Wir schwingen uns auf die Drahtesel und fahren dem Tagesziel entgegen. Ungefähr 120 km möchten wir heute fahren. Am Ziel haben wir bereits im Internet einen kleinen Strand am Wasser ausgemacht. Wir hatten zwar vor zunächst über die Hälfte zu fahren, aber bereits nach circa 45 km knurrt uns der Bauch, müssen wir auf Toilette und brauchen eine kleine Pause.
Beim nächsten Waldweg nach rechts, biegen wir ab. Michi ist sofort erfreut: „Schau mal die ganzen Pilze!“ Während Kyra im lichten Wald ein paar Meter nach hinten auf Toilette geht, sucht Michi schnell drei Birkenpilze zusammen und findet beste Stellen zum Heidelbeeren sammeln. Kyra schmeißt den Drachen an, Michi schneidet die Pilze und nach wenigen Minuten sind Spaghetti mit einer Pilzrahmsoße fertig. Lecker! Unser erstes gemeinsames Essen mit selbstgesammelten Pilzen. Michi war bereits als Kind und Jugendlicher viel mit seinen Eltern Pilze sammeln, für Kyra ist das jedoch das erste Mal. Zunächst essen wir etwas zögerlich, doch es schmeckt fantastisch! So wird fast der gesamte Topf aufgegessen und der Rest in unserer Restedose für abends verstaut. Zum Nachtisch gibt es noch selbstgepflückte Heidelbeeren und Kaffee. Toll, was einem der Wald hier alles so bietet. Wir schwingen uns satt und glücklich auf die Drahtesel, weitere 77 km stehen noch an und es ist währenddessen ziemlich spät geworden. Auf der Fahrt ändert sich die Landschaft nicht, wir sehen wie die vergangenen Tage Wald, Seen, Rentiere auf der Straße und Werbung am Straßenrand.
Auf der Werbung werden viele Moltebeeren abgebildet und leckere Pancakes versprochen. Gut, dass wir satt sind, sonst wäre die Versuchung groß. Das Wetter hat sich zwischenzeitlich verschlechtert und wir fahren so gerade dem Regen davon. Ungefähr jede halbe Stunde bekommen wir ein paar Tropfen ab, die nach 1-2 min wieder aufhören. Nach ungefähr der Hälfte der Kilometer seit der Pause machen wir nochmal eine schnelle Pippipause und essen eine Banane bzw. wir wollen eine Banane essen. Die Mücken greifen uns sofort an und so bleibt keine Zeit länger zu verweilen. Die Banane wird geschält in zwei gebrochen und jeder bekommt seine Hälfte mit aufs Fahrrad. Wir fahren weiter durch die Wälder und können aufgrund des flachen Landes und der Windstille in kurzer Zeit richtig Kilometer machen. Die letzten werden dann jedoch trotzdem noch anstrengend. Wir beißen uns durch und kommen gegen 20:30 Uhr am rausgesuchten Schlafplatz an. Hier stehen Vater und Sohn und sind am Angeln. Leider ist die Aussicht jedoch schlecht, bisher wurde kein Fisch gefangen. Sie geben uns zu verstehen, dass wir unser Zelt ruhig hinter der Schranke aufbauen können. Das Gebiet gehört, dem in ungefähr einen Kilometer entfernt liegenden Wasserwerk, aber es würde niemanden stören: „Nobody is here!“.

Wir bauen das Zelt auf und flüchten vor den Mücken in dieses. Trotz Kyras Angst vor Bären, essen wir ein paar Brote im Zelt. Da wir uns in der Nähe einer Stadt befinden, die Autos auf der nahegelegenen Straße vorbei düsen und immer mal ein Mensch weiter vorne den Weg passiert, entscheiden wir uns das Essen zwar aus dem Zelt zu nehmen, aber an Elias nur 2 m entfernt hängen zu lassen. Mit dem Gedanken: „Hier wird schon kein Bär vorbeischauen“ schlafen wir erschöpft und zufrieden ein.