Ostfriesland und ein Elch (Tag 31)
Heute ist es soweit, ein ganzer Monat ist rum. Nun sind wir bereits einen Monat auf Tour um die Ostsee mit einem kleinen Abstecher zum Nordkap. Es ist einfach Wahnsinn wie schnell die Zeit vergeht, was wir bereits alles erlebt haben und was noch vor uns liegt. Als wir heute Morgen aufwachen ist das Wetter entgegen den ganzen Wetterprognosen traumhaft. Die Sonne scheint weiterhin und kaum Wolken sind am Himmel. Dazu ist es auch nicht mehr ganz so kalt, warme 13-15°C schätzen wir.
Kyra kümmert sich um das Gepäck und Michi macht den letzten Blogeintrag fertig. So vergeht die Zeit wie im Flug und als wir loskommen ist es bereits 10:10 Uhr. Wir freuen uns auf eine „flache“ Etappe. Im Vergleich zu den letzten Tagen stehen nur wenige Höhenmeter an und das bei diesem Wetter mit diesem Ausblick! Traumhaft. Wir nutzen die Gegebenheiten und fahren und fahren und fahren. Auf dem Weg kommt uns ein Wohnmobil mit Kennzeichen Wittmund entgegen und lustigerweise fährt etwas später ein Leeraner an uns vorbei. Mit uns ist somit ganz Ostfriesland versammelt. Seit wir Deutschland verlassen haben, waren das die einzigen ostfriesischen Kennzeichen. Plötzlich schauen wir uns beide fragend an: „Da ist ein Elch!“. Noch bevor wir den Elch in seiner vollen Körpergröße bewundern können, ist er auch schon wieder im Wald verschwunden. Die kurze Begegnung hebt unsere Laune noch weiter in die Höhe. Nun haben wir nicht nur ein Rentier, sondern auch einen Elch gesehen! Wir sind in Norwegen angekommen. In den nächsten Stunden passiert hingegen nicht wirklich viel. Wir fahren weiter, genießen die Sonne und die wundervollen Ausblicke in die Natur. Nach rund 60 km ist die erste Fähre erreicht, wir setzen uns kurz auf Bänke und essen jeweils ein Brot. Als wir fertig sind, ist die Fähre da und wir schieben Emil und Elias auf diese. Mittlerweile sind wir bereits richtige Profis, dass wir gar keine Ansage mehr brauchen, wann und wohin wir müssen. Wir stellen unsere Drahtesel an die passende Stelle und genießen die Überfahrt.

Aufgrund des guten Wetters kommen auch fast alle anderen Passagiere aus ihren Autos gekrochen und stellen sich zu uns, denn die Fahrradstellfläche ist die perfekte Stelle um auf das Meer und die Landschaft zu blicken. Nach rund 20 min ist das ganze Spektakel auch schon vorbei. Zack rein ins Auto, Motor an und schnell weiter zur nächsten Fähre. Nein, wir lassen es gemütlicher angehen. Wir schieben unsere Räder von der Fähre, verabschieden uns vom Personal und fahren die ersten Meter. Wir werfen einen Blick zurück und erblicken die volle Pracht des Berges hinter dem Fähranleger. Schnee, Wasserfälle und die Felsen mit ihrem grau, rot, braunem Farbenspiel. Einfach nur beeindruckend und mit der Kamera in Gänze nicht zu erfassen. Wir verweilen kurz und lesen noch eine Informationstafel für einen Wanderpfad auf den Berg. Das Jedermannsrecht gilt auch hier und es wird explizit erwähnt die Rentierzüchter zu respektieren. Eindeutig, wir sind nach einem Monat in einer anderen ganz anderen Landschaft angekommen. Neben neuen Landschaftlichen Formationen hat sich auch die Tierwelt verändert. Möwen, Elstern und Austernfischer sind uns treu geblieben und begleiten uns seit Emden fast täglich. Auf zur nächsten Fähre! Die alte fährt schon zurück und pflügt durch das Meer.
Es geht durch Birkenwälder, vorbei an Sandstränden mit fußballgroßen runden Steinen und ständig begleitet uns zur rechten ein langgezogener Berg mit schroffen grauen Felsen, die nur bisweilen von Wasserfällen unterbrochen werden. Schon sind wir in Vevelstad. Michi springt in den Einkaufsladen und besorgt noch etwas… Das Brot ist alle und wir wollen mal Pfannkuchen machen. „In 10 Minuten kommt die Fähre!!!“, ruft Kyra über die Kasse hinweg. Michi steht an der Kasse nickt und verzichtet auf die Suche nach Eiern für die Pfannkuchen. Alles liegt am Band und… die Kassiererin verlässt die Kasse ohne ersichtlichen Grund. Der junge Mann hinter Michi schaut genauso verdutzt, wie er selbst. Nach einer Ewigkeit kommt sie mit einer Kollegin zurück. Sie suchen ein Paket für eine ältere Dame, wie es scheint. Dann wird weiter kassiert und…zwei Minuten für einen Kilometer, mit Verstauen der Einkäufe. Das wird nix… Kyra geht nochmal rein, findet die Eier und bringt Eis mit. Am Fähranleger angekommen stellen wir fest: 2 h Wartezeit. Wir überbrücken die Wartezeit mit Kochen. Nudeln mit Basilikum-Pesto und Tomaten.

Zudem checken wir unsere Finanzen und entspannen etwas im beheizten Warteraum. Nach der Fährfahrt beginnen wir sogleich mit der Schlafplatzsuche. Vieles ist eingezäunt und ansonsten ist es sehr nass. Der Regen kommt näher und näher… dicke Wolken werden von den steilen Hängen eingefangen und regnen an ihnen ab, um höher zu steigen. Ein Rastplatz! Sieht leider alles andere als einladend aus. Eine kleine Straße in Richtung Wasser und… Kyras Wunschtraum erfüllt sich. Direkt am Wasser bauen wir unser Zelt auf. Die Sonne bricht durch die Wolken und ein herrlicher Abend bricht an.
Nach Chips und einem Bier zur Feier des vergangenen Monats, schnappen wir unsere Klappzahnbürsten und Zahnputztabletten, waschen uns und fallen zufrieden ins Bett. „Oh je, Michi, es ist Flut!“, ruft Kyra belustigt und besorgt zugleich. Zum Glück steigt das Wasser bis 23:00 Uhr, Höchststand, nicht bis zum Zelt und somit können wir entspannt durchschlafen.