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Nächstes Ziel: Marienburg! (Tag 84)

Die Nacht ist sehr unruhig. Wir haben es allerdings erwartet, da der Campingplatz mitten in der Stadt, an einer Marina, neben einer Diskothek, einem Bahnhof und einer Baustelle liegt. Wir beide erwachen mit müden Gliedern und Augenliedern gegen 8:00 Uhr. Unsere netten polnischen Nachbarn sind schon wach. Wir schreiben ein bisschen Blog, machen uns frisch und frühstücken. Nachdem das Zelt soweit getrocknet ist, verabschieden wir uns und wollen gerade losrollen. Da spricht uns der Mann vom Vorabend an. „Sollen wir Nummer tauschen? Falls es irgendwo mit der Kommunikation nicht klappt? Machen all meine deutschen Kumpels so! Ich habe das Telefon immer an.“, sagt er freundlich. Hocherfreut nehmen wir das Angebot an, denn man weiß ja nie. Sehr, sehr nett! So verabschieden wir uns von Marek und seinen Freunden mit „Do widzenia!“ und rollen durch Ostróda.

Der Radweg wechselt zwischen links, rechts, Straße, Gehweg, neu und improvisiert. Ostróda selbst hätte bestimmt auch einiges zu bieten gehabt, aber vielleicht ein andermal. Bis Miłomłyn geht es an der Autobahn entlang. Dann biegen wir in Richtung Nordwesten ab und fahren durch ländlich geprägte Regionen. Kleine Dörfer, in denen bis auf die digitalen Straßenschilder mit Solarpanelen die Zeit stehengeblieben zu sein scheint sowie riesige geerntete Kornfelder dominieren das Landschaftsbild. Der Radweg ist längst Geschichte und die Drahtesel manövrieren geschickt durch einen Flickenteppich aus Bodenbelägen. An manchen Stellen scheint es so, dass man nach Jahren des behelfsmäßigen Flickens der Straße aufgegeben hätte. An anderen ist auf einmal für 200 m ein Abschnitt nagelneuer Asphalt.

Wichtig ist jedoch immer zu zeigen, womit der Abschnitt finanziert wurde - Staatliche Mittel oder EU-Mittel oder anteilig aus beiden. Uns überholt ein Auto mit deutschem Kennzeichen und hält in einer Haltebucht. Die Warnblinkanlage geht an. „Alles gut?“ der Daumen ist oben, es scheint so. Wir fahren weiter. Kurze Zeit später überholt uns der Wagen erneut. Aus dem Fenster fragt uns der Mann vom Niederrhein, ob wir aus Deutschland kämen. „Ja aus Emden!“, sagt Michi. Da ein Auto kommt verabschieden wir uns und wünschen uns einen guten Urlaub. Etwa 300 m später wartet der Wagen erneut in einer Bucht und der Herr steht winkend am Straßenrand. „Meine Nachbarin kommt aus Emden, die haben das Rathaus renoviert. Ich bin hier 50 km entfernt aufgewachsen und bin mit meinem Enkel unterwegs meine andere Tochter besuchen. Bisschen Urlaub mit Opa - McDonalds und gleich noch Fisch essen. Wo wollt ihr denn hin und wo kommt ihr her? Wart ihr schon bei der Marienburg? Marienwerda?“, fragt er interessiert. „Wir kommen aus Emden und wollen wieder nach Emden, wir sind einmal um die Ostsee und wollen nun an dieser zurück nach Deutschland.“, erklärt Kyra „Heute geht es zur Marienburg, aber eigentlich suchen wir gerade ein Café oder Restaurant.“, ergänzt sie. Schon bekommen wir Tipps zu einer schönen Bäckerei im nächsten Ort Zalewo samt Wegbeschreibung. Trotzdem wir zweimal links in Seitenstraßen reinfahren, finden wir die beschriebene Bäckerei leider nicht. Auch ein Restaurant oder ähnliches ist nicht auszumachen. Aus diesem Grund entscheiden wir uns erstmal weiterzufahren. Der nächste größere Ort soll in 20 km kommen. Nach einem Anstieg erreichen wir Dzierzgoń.

Café? Fehlanzeige… Also fahren wir den nächsten Hügel hinauf und zum Dino (polnischer Supermarkt). Michi springt hinein und kauft Kuchen, Käse, Frischkäse, Wurst, Brot, Gebäck, Limonade… kurzum wir haben mal wieder ordentlich Hunger und so sollte man niemals einkaufen gehen. Ein Teil wird vor Ort verzehrt. Der Rest folgt etwa 3 km hinter dem Ort auf einem Feldweg. Naja, nicht ganz. „Ich bin so pappsatt. Magst du noch Wurst? … der Salat muss noch auf…“, fragt Kyra mit großen Augen. „Ich auch, aber das geht schon noch irgendwie… Oh je, wir haben noch den ganzen Kuchen!“, stellt Michi lachend fest. Zum Glück ist dieser verschweißt und somit noch ein paar Tage haltbar. Wir packen alles ein und machen uns auf. Sonne, hügelige Felder und dahinter eine riesige Ebene. In manchen Dörfern werden wir von, teils beißenden Rauch eingehüllt. Manchmal wollen wir nicht wissen, was verbrannt wird, oft wird einfach nur gegrillt oder Laub/Gartenabfälle verbrannt. Wir erreichen Malbork gegen 19:00 Uhr, Kyra kauft noch schnell eine Mango, Milch fürs Frühstück sowie Heidelbeeren und Sahne für den Kuchen. Dann geht es schnell zum Campingplatz. Doch als wir auf die Brücke über die Nogat rollen entfährt es Michi: „Wow! Schau dir das an!“ Erfüllt von Freude, erblicken wir die Ordensburg Marienburg. Das beeindruckende Backsteinbauwerk ist Teil UNESCO-Weltkulturerbes und gilt als größtes seiner Art in Europa sowie größte Burg der Welt. Es ist wahrlich beeindruckend.

Auf dem Weg zum Campingplatz steht ein großer Pavillon und ein Parkplatz wird beleuchtet. Nicht ungewöhnlich? Doch! Rennräder reihen sich dicht an dicht auf diesem und zahlreiche Athlet*innen stehen in und um den Pavillon herum. Morgen und Übermorgen findet der Malbork Triathlon statt. Wir hätten uns angemeldet, aber Emil und Elias protestieren. Mit so viel Zusatzgewicht wäre es auch unfair. So melden wir uns im Campingplatz, bauen das Zelt auf und genießen mit Blick auf die Burg einen Teil des Kuchens.

Wie weit wir doch gekommen sind und was wir alles gesehen haben. Die Kälte und Müdigkeit zwingen uns ins Zelt. Die Siegerehrung und Teile des Triathlons finden in und um die Burg statt. Moment… müssen wir etwa doch teilnehmen, um die Burg besichtigen zu können?

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