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Jetzt aber hurtig (Tag 49)

Der letzte Morgen am Nordkap. Rrrrrrt – geht zeitig das Zelt auf. Erst einmal Brot frühstücken und dann beginnt das große Abbauen. Die Steinmauern werden abgetragen und die tief versenkten Heringe herausgezogen. Wir sprechen ein bisschen mit Karina vom Vorabend. Die Sonne kommt raus! Karina lässt sich noch etwas Zeit, genießt ihr Porridge und wünscht uns eine gute Abfahrt. Dann rollen wir zum Eingang und verabschieden uns noch schnell von Jonathan und Nico, gehen aufs Klo und holen unsere Wäsche. So nun aber los, denn um 14:00 Uhr müssen wir in Honningsvåg sein. Nach langem hin und her hat Michi in der Sturmnacht „heimlich“ und mit etwas schlechtem Gewissen eine Entscheidung getroffen und ein Ticket für uns bei den Hurtigruten gebucht. Das schafft zwei neue Tatsachen: Wir fahren nicht mehr durch den Nordkaptunnel. Es geht nach Kirkenes an die russische Grenze. Als wir gerade losrollen wollen, kommen zwei Radreisende den Berg hoch. „Sollen wir ihnen noch einen kurzen freudigen Empfang machen?“, fragt Michi. „Sind das nicht… Doch sie sind es!!!“, ruft Kyra freudig. „Hej Annemiek, Peter ihr habt es geschafft!!! Wow, klasse!“, rufen wir gemeinsam mit einem freudigen Strahlen. Annemiek und Peter freuen sich ebenfalls und wir jubeln gemeinsam. Welch ein Zufall, welch große Freude und das bei strahlendem Sonnenschein. Wir reden kurz miteinander, machen nochmal Fotos und dann ist es Zeit Abschied zu nehmen.

Sehr gerne wären wir nun noch länger geblieben, hätten noch einen Kaffee getrunken und geredet, aber so fahren wir los und vergessen leider erneut nach Kontaktdaten zu fragen. – Peter und Annemiek aus der Nähe von Rotterdam werden immer eng in unserer Erinnerung an die Radreise eingeflochten sein. Solch herzliche, nette und lebensfrohe Menschen, trifft man wahrlich selten. Peter und Annemiek ihr seid einfach klasse! Hoffentlich kommen sie wohlbehalten zurück und vielleicht führt uns das Leben erneut zusammen. – Passagen der Abfahrt vom Nordkap sind ähnlich emotional, wie manche der Auffahrt. Es geht keineswegs nur bergab und wenn so manche Steigung die Muskeln fordert und man oben einen Blick zurück, auf das Plateau des Nordkaps, wirft. Dann kochen die Emotionen bei diesem Wetter, den Erinnerungen, die Sturmnacht, die Bekanntschaften… Auch über die Zeit des Nordkaps hinaus… Da drückt sich die ein oder andere Freudenträne in die Augen, vermischt sich mit dem Schweiß und läuft die Wange hinab. Da winken 3 Menschen freudig vom Dach eines Campers an einem kleinen See, dort wird vom Motorrad ein Daumen gezeigt, da aus dem Wohnmobil. Wir strahlen zurück, winken, nicken… sind bewegt. Ein Radreisender aus Luxemburg kämpft sich die Steigung hoch, seine Freunde haben wir bereits angefeuert. Wir reden noch kurz mit ihm und fahren freudig weiter. Welch grandioser Ausblick. Neue Perspektiven ergeben sich auf dem Rückweg und sind nicht minder schön, als die des Hinwegs. Ein Omnibus der Hurtigruten passiert uns. Kurz danach sehen wir am Straßenrand ein Rentier mit seinem jungen grasen. Sehr putzig die beiden und das Kleine schaut uns lange nach. Es geht weiter hinab und so langsam realisieren wir, wir sind quasi auf dem Rückweg. Wir waren am Nordkap und schon morgen werden wir vielleicht in einem neuen Land sein. „Wir müssen noch einkaufen.“, ruft Kyra und wir halten beim REMA 1000 in Honningsvåg. Natürlich gibt es ein Eis und noch vieles mehr, um eine 17 h Schiffsreise zu überstehen. Weiter zum Hafen. Doch… wo ist das Schiff? Da! Um eine Kurve steht die Nordlys. Schon werden Emil und Elias im Rumpf verstaut und wir kommen ins Gespräch mit einem Mitarbeiter unter Deck. Er erzählt, dass noch nie so viele Radreisende befördert wurden, wie in diesem Jahr. Dann lachen wir etwas über Gemeinsamkeiten und Eigenarten unserer Landessprachen Deutsch und Norwegisch. „Laks“ „Lachs“ „hurtig“ Er zeigt uns noch ein Video von einer stürmischen Überfahrt und wir sind beeindruckt was das Schiff und er bereits erlebt haben. Riesige Wellen schlagen auf das Deck und die Nordlys pflügt wankend durch die wogende See. Zum Glück ist die See am heutigen Tage ruhig. Zudem ist der letzte Tag der Mitternachtssonne und die Sonne scheint! Wir sind in den richtigen Momenten einfach Glückspilze. Wir packen das Nötigste ab, verschenken noch ein paar Himbeeren an den jungen Mann und er bringt uns nach oben zur Rezeption. Da die Drahtesel online nicht zu buchen waren müssen wir sie nachzahlen. Alles ist noch in dichten Nebel gehüllt, da zeitgleich eine Übung für das Personal abgehalten wird. Wir setzen uns und sehen unser Eis in der Hand zu, wie ABC-Schutzmasken, Schwimmwesten, Tragen von A nach B getragen werden und Menschen Trepp auf und ab huschen. Anschließend setzen wir uns auf Deck 7 in herrliche Drehstühle mit Blick auf Honningsvåg.

Wir legen die Beine hoch und schauen zu, wie die Busse ankommen und Trauben von Menschen zurück zum Schiff schlendern. Da für 17 h der Kabinenaufpreis in unsren Augen den Mehrwert nicht gerecht wird, haben wir uns dennoch für das 3-Gänge-Menü zum Abend sowie das Frühstücksbuffet entschieden. Die Nordlys legt ab und bevor es für uns zum Abendessen geht, genießen wir die Aussichten, quatschen mit ein paar anderen Passagieren und nutzen die Zeit zum Blog schreiben.

Nach kurzer Zeit ist es dann soweit und das Abendessen steht an. Wir gehen runter auf Deck 4. Gemeinsam genießen wir das Essen und freuen uns auf eine warme sowie trockene Nacht.

Doch bevor es dann soweit ist und wir die Augen schließen kommt ein zweites Mal der Moment auf dieser Reise, wo die Sonne tief am Himmel steht und nicht untergehen möchte. Es ist der letzte Tag am Nordkap, an dem die Möglichkeit besteht, die Mitternachtssonne zu sehen. Da wir nun bereits ein kleines bisschen südlicher sind, verschwindet ein kleiner Teil der Sonne hinterm Horizont und nur wenige Minuten später strahlt die Sonne erneut im vollen Glanz. Was für ein unglaublicher Anblick!

Kurz nach dem Spektakel leert sich das Deck und nur noch eine weitere Person sowie wir bleiben übrig. Kyra entscheidet sich zum Schlafen für ein Sofa und Michi bleibt im Drehstuhl mit Blick auf das Meer. Uns fallen die Augen zu…

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