Im Schokoladenparadies (Tag 12)
In den Morgenstunden nach dem längsten Tag im Jahr meldet sich das Reh oder besser die Rehe erneut. Bestimmt fragen sie sich, ob diese beiden hier nun länger verweilen. Ganz bestimmt nicht, die Zecken vermiesen die Stimmung und wir klopfen und schütteln das Zelt mehrmals aus. Alles dabei?! Ein letzter kontrollierender Blick von uns beiden und es geht hinauf zur Bundesstraße.

Zeckenkontrolle und los! Nach 10 km frühstücken wir im peitschenden Morgenwind an einem kleinen Yachthafen. Wir packen uns dick ein. „Meine Mütze ist weg!“ ruft Kyra. Auch nach Minuten des Aus- und Umpackens bleibt sie verschollen. Die ersten Schweden kommen zum Hafen und wir sehen scheinbar so aus, als hätten wir die Nacht direkt auf dem Yachthafen verbracht, mit all unseren verstreuten Habseligkeiten. Nach ein paar interessierten sowie strengen Blicken geben wir die Suche auf und machen uns auf und davon. Die Stimmung kippt etwas. Zurückfahren? „Da lag nichts!“ Anhalten und nochmal suchen? „Das sehen wir doch eh heute Abend!“ Der Wind ist echt fies und in einer Parkbucht packen wir erneut alles aus und… da ist sie! Scheinbar blieb sie im Zelt und war somit im Innenzelt, das im Zeltsack, im Packsack neben dem Außenzelt verstaut lag. Natürlich nach Kleidungs-, Essens-, Lenkertaschen sowie Schlafsäcken das erste, das man durchsucht. Wolken auf, Sonne raus, Mütze da, Stimmung hoch!
Da stört auch nicht mehr die gerade verpasste Fähre. Hinter uns reiht sich am Anleger ein kleines Wohnmobil ein. „Ihr wart doch vor 2 Tagen bei Göteborg am Campingplatz?“ „Ja?!“ „Wir auch!“ und ein nettes Gespräch überbrückt die Wartezeit auf die Fähre. „Gute Fahrt!“ rufen wir uns gegenseitig zu, als es auf die Fähre geht. Auf Malö angekommen schlängelt sich die kleine Straße durch Felsen auf und ab. Ein malerischer kleiner Hafen und die nächste Fährfahrt. Ha, genau noch erwischt. Nun zieht es sich hinauf und weiter – Glass, Marsipanbutik, Choklad, Kafé. <- 700 m – und nach einer Kurve steigt die Straße weiter empor… Da ist das Schild Marsipanbutik an Ketten darunter baumelnd „öppna“. Es mag an der Anstrengung liegen, aber allein der kleine Garten mit den Stühlen und Tischchen und der liebevollen Deko wirkt so einladend. Kyra geht schon vor und blickt mit glitzernden Augen auffordernd zurück. Das Lädchen selbst ist ebenso eine Wucht. Auf engstem Raum ist mindestens eine Tonne Zucker in Schokoladen, Kuchen, Pralinen, Eis… „Hej!“ schallt es uns von einer freundlich lächelnden älteren Dame entgegen. „Hej!“ erwidern wir.
Wir nehmen uns einen Blaubeerkuchen, Schokokuchen, eine Praline, einen Erdbeermilchshake und eine heiße Schokolade. So verdammt lecker! Da es noch nicht genug Süßkram war holt sich Michi noch ein Eis – Himbeer-Lakritz. So merkwürdig es klingt, es schmeckt richtig gut! Wir reden mit der netten Dame noch etwas über Eis und unsere Route. Anschließend geht es weiter. Auf uns wartet wohl eins der schönsten Dörfchen, dass uns bisher begegnet ist „Fiskebäckskil“.
Durch die kleinen Gassen mit großartigen Häusern zu unseren Seiten schlängeln wir uns den Weg zur nächsten und letzten Fähre des heutigen Tages. Hier müssen wir eine halbe Stunde warten, bis uns die nette Frau auf der Fähre zeigt, wo wir uns hinstellen sollen. Sofort fragt sie uns, ob sie unsere Wasserflaschen auffüllen soll und zeigt uns die Toiletten. Nach kurzem Blick vom Deck sind wir auch schon in Lysekil angekommen. Von hier radeln wir einige Kilometer am Stück, wovon zahlreiche an der Hauptstraße liegen. Zwischendurch verlassen wir diese für kleine „Abkürzungen“, wobei die „Abkürzungen“ häufig einen starken Anstieg bedeuten. Bevor die Schlafplatzsuche beginnt, springt Michi noch einmal in den Supermarkt und bringt alles für eine Champignon-Rahm-Soße mit. Da der Tag sich langsam zu Ende neigt und die Kilometer uns in den Knochen sitzen, bleiben wir bei erster Gelegenheit stehen und nutzen als Schlafplatz den Wohnmobilstellplatz.

Hier begegnen wir zwei Schweden, die uns die Nummer des Besitzers geben, um abzuklären, ob wir hier eine Nacht verweilen dürfen. Während wir auf die Antwort warten, quatschen wir noch kurz mit den Deutschen im Wohnmobil nebenan und kochen uns genüsslich unser Abendessen.