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Green Velo (Tag 81)

Kurz nach Mitternacht werden wir beide kurz wach. Über uns funkeln abertausende Sterne am wolkenfreien Himmel. Dann schlafen wir erneut ein und bis 7:00 Uhr durch. Nach dem Aufstehen packen wir schnell ein, übertragen die Fotos und fahren los. Ein paar dunkle Wolken ziehen in der Ferne. Der Green Velo wechselt schnell von Asphalt auf Schotter, auf Sand... Durch das Gewicht sinken Emil und Elias immer wieder ein. Es geht durch eine faszinierende Hügellandschaft mit tausenden kleinen kugeligen Hügeln.

Dazwischen sind scheinbar auch einige Festungs- und Bunkeranlagen versteckt, zumindest fahren wir auf zwei Radwegen zugleich, dem Festungsradweg und dem Green Velo. Wir passieren Wäldchen und Landwirtschaft mit Ruinen im Wechsel. Eine alte Bahntrasse, ein verfallener Bahnhof im Grün des Waldes. Eine Aussichtsplattform, wir bleiben stehen. Oben angekommen sind wir etwas enttäuscht. Man sieht nicht über die Bäume des nächsten Hügels hinaus.

Also fahren wir weiter und entdecken eine Hinweistafel zur Bahntrasse. Wie so oft begegnet uns die Geschichte. Diese ist jedoch jünger, greifbarer und eng verwoben mit einem dunklen Kapitel der deutschen Geschichte. Wir werden uns direkt mit ihr auseinandersetzen müssen. Die Bahnstrecke wurde zunächst insbesondere für den Tourismus innerhalb der Masuren benutzt, doch im zweiten Weltkrieg wurde mit ihrer Hilfe insbesondere Material für den Bau der „Wolfsschanze“, auf die wir unwissentlich zusteuern, befördert. Als wir das Schild lesen kommt plötzlich ein heftiger Schauer, glücklicherweise stehen wir gut unter Bäumen geschützt. Der Schauer dauert nur 5 min an und wir können weiter. Wir lassen den Schotterweg hinter uns und gelangen auf eine Hauptstraße. Vor uns ragt eine große Brücke der alten Bahntrasse majestätisch empor. Laut Infotafel die schönste Eisenbahnbrücke Polens. Wir erklimmen einen zweiten Aussichtsturm und haben einen tollen Blick auf die Brücke.

Weiter geht es über eine Allee mit einigem auf und ab. Die Straße gleicht einem Flickenteppich auf altem Kopfsteinpflaster und neben der Gefahr für Emil und Elias, müssen wir aufpassen keine Schnecken zu überfahren.

Seit der Eisenbahnbrücke spricht Michi von einem Wirtshaus und so knurrt uns der Magen. Wir haben richtig Hunger! Zum Glück gibt es im nächsten Ort einen Supermarkt. Es gibt Milchreis. Hmmm. Zudem hat Michi Cornflakes mitgebracht. Diese wollen wir jedoch an einer schönen Stelle in Ruhe essen. Die Stelle bleibt leider aus, denn es fängt erneut an heftig zu regnen. Wir stellen uns wieder unter einen Baum und essen dort unsere Cornflakes. Nun bleiben wir erstmal auf der Landstraße und fahren durch Goldap. Nachdem der Morgen an Kilometern schwerfiel, geht es nun richtig gut voran und wir können einiges an Geschwindigkeit aufbauen. Die meiste Strecke geht es sogar leicht bergab.

In einer Toilettenpause entdecken wir, dass unsere Navigation uns einen kleinen Umweg beschert hat, wir werden etwas abkürzen. Wir hätten es wissen müssen… Als wir etwa 500 m in die frisch asphaltierte Straße, dem Radweg folgend eingebogen sind, besteht selbige erneut aus Schotter und Sand. Allerdings ist es noch fahrbar und so bleiben wir auf dem Weg. Wir sparen uns 5 km und somit trotz des langsameren Tempos Zeit. Kurz vor unserem Zielort kaufen wir noch Kleinigkeiten. Es gibt Softdrinks sowie neue Milch für den Morgen, Käse, Wurst, Tomaten und Brot zum Abendessen. Anschließend ist unser Campingplatz schnell erreicht. Der Himmel ist aufgezogen und die Besitzerin empfängt uns sehr freundlich. Sie zeigt uns den Platz und wir reden etwas.

Sie findet es klasse, dass wir ein paar Worte in den jeweiligen Landessprachen lernen, bzw. dies am zweiten Tag in Polen noch versuchen. Wir sind die einzigen Gäste, bauen das Zelt auf und essen angeröstetes Brot mit Tomate und Wurst sowie Käse mit Weintrauben. Es wird mittlerweile bereits schnell dunkel und für die letzten Tage erstaunlich kalt. Dafür sehen wir erneut einen traumhaften Sternenhimmel. Wir verkriechen uns schnell ins Zelt und kuscheln uns in die Schlafsäcke. Gute Nacht!

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