top of page

Glück im Unglück (Tag 26)

Kyra zittert, nein schüttelt es am ganzen Körper. Es ist 4:23 Uhr. Nach einem kleinen Hoch bei der Ankunft am Campingplatz Hindrum Fjordcenter, ging es Kyra den Abend über fortlaufend schlechter. Das Knie ist gut warm, eine Suche nach Zeckenbissen war – zum Glück - erfolglos. „Mir… ist schlecht… Hast du eine Tüte?“, sagt sie kaum hörbar in den prasselnden Regen. „Ich denke…“, beginnt Michi, doch Kyra fängt an sich aus dem Schlafsack zu schälen. „Ich muss aufs Klo.“ So machen wir uns gemeinsam auf den Weg. Die Brote vom Vorabend bleiben drinnen, doch das Thermometer zeigt 38,5 °C, Fieber. Kyra will sich gar nicht mehr von der angenehm warmen Toilette wegbewegen. Ihr schmerzt der Rücken, Hals und Kopf, dazu die Übelkeit, das Fieber… Schüttelfrost. „Durst… Ich habe so Durst.“, sagt sie mit dem Kopf in ihren Händen. Michi gibt ihr eine Tasse mit kaltem Wasser. 39,3 °C… „Bei 39,5 °C rufe ich beim Arzt an.“, setzt Michi besorgt das Ultimatum fest. Ein Schmerz-/Fiebermittel wird genommen. 39,3 °C. Michi fasst die Dokumente der Auslandskrankenversicherung digital zusammen und schreibt Personendaten, die Symptome sowie den Krankheitsverlauf auf. „Was könnte es nur sein?“, fragen wir uns. Eine Lebensmittelvergiftung, die Vermutung vom Vortag… nein. Sepsis, zum Glück auch nicht, die Symptome sind bereits zu lange da ohne eine rapide Verschlechterung, abgesehen vom steigenden Fieber. Corona? Vielleicht, aber der Test war negativ. Beobachten, vielleicht nur eine leichte Infektion. Regelmäßig das Fieber kontrollieren und ausreichend trinken. Fiebermessen! 38,6 °C! Es fällt. 38,3 °C, wir gehen zurück zum Zelt. Entscheiden uns dann aber für die Küche neben unserem Zelt. Ein Holzhaus, kalt, aber wind- und wetterfest. Alle 30 Minuten prüfen wir Kyras Temperatur. Gegen 8 Uhr liegt sie bei 36,5 °C. Michi ist beruhig. Kyra döst im Schlafsack auf der Isomatte.

Es ist nasskalt, 9 °C und Regenschauer gehen auf dem Dach der Hütte nieder. Immerhin der Blick über den Trondheim Fjord ist beeindruckend. Es geht uns beiden gehörig gegen den Strich, aber es hilft nichts. Wir entscheiden uns erneut einen weiteren Tag zu bleiben, um zu sehen, wie sich das Fieber verhält. Bei der Rezeption schildert Michi dem Eigentümer die Nacht und, dass wir noch eine weitere bleiben werden. „Oh you can pay later. If you need to see a doctor i can help you!“, sagt er freundlich. Vorerst lehnen wir das Angebot höflich ab. In einer Regenpause trocknen wir das Zelt notdürftig ab und verfrachten es zusammen mit den Drahteseln in die „Küchenhütte“. Kyra verschwindet darin. Unter anderen Umständen wäre der Platz wahrlich ein Traum. Der Ausblick auf Trondheim über den Fjord ist traumhaft, wenn der Nebel ihn nicht verwehrt.

Die sanitären Anlagen sind gut gepflegt und gefliest. Es stehen zwei separate Bäder mit jeweils einer geräumigen Dusche, Toilette und Waschbecken zur Verfügung. Im Vorraum befinden sich 3 weitere Waschbecken. Ergänzt wird das ganze um eine Waschmaschine und Trockner, die endgeldlos genutzt werden dürfen. On top für die Zelter gibt es besagte Küchenhütte, die 4 Steckdosen, einen Trinkwasseranschluss und Waschbecken sowie eine einzelne Herdplatte aufweist. Passend stehen noch Tische und Stühle bereit. Sollte einem dann noch etwas fehlen, gibt es einen kleinen Laden bei der Rezeption. Hier können Angelzubehör, Eis und weitere Kleinigkeiten erstanden werden. Hätte man mehr Zeit könnte man von hier auch eine Tour zum örtlichen Klettersteig oder eines der beiden Motorboote zum Angeln und Relaxen ausleihen. 38,1 °C, es steigt erneut. Noch eine halbe Stunde warten wir. 38,8 °C. Wir greifen dankbar auf das Angebot des Besitzers zurück. Er ruft bei der medizinischen Beratung an und will auch gleich ein Taxi mitorganisieren. Doch die nette Dame möchte zunächst mit Michi oder Kyra sprechen. „Take some days off and use Ibuprofen as it seems to help. When it get’s worse and she refuses to eat or drink, then call again. Hopefully you don’t have to. All the best. Bye.“ Mit dieser Information und einem Heizlüfter (Sooo nett!) geht Michi zurück zur Hütte. Emil bekommt den neuen Fahrradständer angebaut, wir kochen, das Fieber bleibt. Der Schüttelfrost ist allerdings weg und Kyra hat auch Appetit.

Eigentlich sollte Fridolin aus Dankbarkeit noch ein paar Luftaufnahmen vom Campingplatz machen, aber es regnet so sporadisch, dass es und zu unsicher ist, da die Elektronik der Rotoren ungeschützt zugänglich ist und somit ein gezielter Tropfen im Flug für den Totalausfall sorgen könnte. Es ist ohnehin bewölkt und leicht nebelig. Schade! Michi fällt erschöpft zu Kyra ins Zelt. Kurze Zeit später kommt für einen kurzen Augenblick die Sonne nochmal raus. Wir machen noch ein paar Aufnahmen und auch Fridolin darf trotz starker Böen ganz kurz fliegen.


178 Ansichten1 Kommentar

Aktuelle Beiträge

Alle ansehen

Das Ende?

bottom of page