top of page

Geburtstagskind Michael (Tag 88)

Zu viert sitzen wir bei uns im Hotelzimmer. „Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag!“ sagt Kyra zu Michi. Wir nehmen uns kurz in den Arm und drücken uns fest. „Herzlichen Glückwunsch!“ sagen auch Chrissi und Francesco. Anschließend wird mit einem kleinen Sekt angestoßen. Bis auf unser Zimmer scheint das gesamte Hotel bereits im tiefen Schlaf zu sein. Aus diesem Grund versuchen wir so leise wie möglich zu sein und reden beim Trinken des Sektes noch eine Weile über die unterschiedlichsten Dinge. Wie gerne wir auch in vielen Moment zu zweit sind, in diesem ist es großartig noch andere Menschen, um sich zu haben und den Moment mit anderen teilen zu können. Es ist ein wirklich gelungener Abend bzw. Übergang in Michis Geburtstag. Als die zwei kleinen Flaschen leer sind verabschieden wir uns. Mittlerweile ist es 0:30 Uhr und wir alle sind hundemüde. Beim Frühstück wollen wir uns noch kurz wiedersehen, bevor Chrissi und Francesco weiter aufbrechen. Die beiden möchten auch an diesem Tag erneut 130 km fahren. Für uns ist das aktuell zu weit, wir haben noch Zeit, bis wir wieder zurück sein müssen. Wir haben noch so viel Zeit, dass wir sogar noch zwei Pausetage einlegen können. Mit dem Gedanken ans Älter werden, die Reise und die Heimat schlafen wir schnell ein. Als wir am Morgen erwachen, kann Michi das Frühstücksbuffet kaum noch erwarten. Schnell sind wir angezogen und im Frühstücksraum angekommen. Chrissi und Francesco sitzen bereits an einem Tisch und genießen den Morgen. Wir füllen uns jeder ein Teller und suchen uns ebenfalls ein Tisch. Dazu gibt es Kaffee und Saft. Am Frühstücksbuffet gibt es sogar kleine Tortenstücke, sodass wir auch unser Tortenfrühstück, in einer etwas abgewandelten Form, durchführen können. Zum Abschluss gibt es noch einen Sekt. Wahnsinn!

Was ein wunderbares und reichhaltiges Frühstück. Der perfekte Start in Michis Ehrentag. Satt und gestärkt begeben wir uns noch einmal kurz auf unser Zimmer, schreiben Blog und packen zusammen, denn wir haben uns dann doch gegen den Pausetag entschieden. Es soll ungefähr 70 km an der Küste in Richtung Westen gehen. Kyras Geburtstagsgeschenk an Michi: Ein kleines Ferienhaus in einem Feriendorf. Die 70 km sollten in spätestens 4,5 h geschafft sein, so können wir den Tag noch gemütlich ausklingen lassen, etwas nettes Kochen, an den Strand gehen und die Sauna des Dorfes besuchen. Nach den Geburtstagsanrufen der Familie geht es pünktlich los, doch… Manchmal kommt alles anders als geplant. Nach nur eine Handvoll Kilometer endet der gepflasterte Fahrradweg und wir stehen vor der ersten Sandpiste. Wir fahren, schieben, schieben, fahren, schieben, fahren… So geht es für einige Zeit weiter. Nach gefühlten zahlreichen Kilometern endet der Wald und damit auch die Sandpiste.

Ein kleines Dorf erscheint und die erlösende Straße… ist aus Kopfsteinpflaster… Toll… Nach Kopfsteinpflaster folgt Schotterweg und endlich eine asphaltierte Straße. Hier kommen uns einige andere Radreisende entgegen. An den Blicken und Gesichtern scheinen wir bereits zu erkennen, dass die zukünftige Strecke nichts Gutes verheißen mag.

Als wir an einer schön angelegten Pausestelle vorbeifahren, winken uns zwei Personen aus der Ferne. Wir winken freudig zurück. So schlecht die Straßen in dieser Region des Ostseeküstenradweges auch sind, die Rad-Raststätten sind hervorragend. Diese bestehen meist aus überdachten Bänken mit Tischen, Werkzeug und Pumpe fürs Fahrrad. Häufig ist dazu noch ein Schild für die Region und den Radweg aufgebaut. Einige Radwege, ironischer Weise auch einer der Sandpisten, und Raststätten sind durch die EU gefördert. Große Tafeln weisen auf diese Förderung hin.

Eine der winkenden Personen kommt von hinten angefahren und spricht etwas auf Polnisch. Wir geben zu verstehen, dass wir ihn leider nicht verstehen und er wiederholt auf Englisch: „Are you on a big journey?“. Wir erzählen ihm kurz wo wir lang gefahren sind und er ist begeistert. Bei ihm und seiner Freundin ist das die erste Fahrradtour. Die beiden fahren knapp 300 km an der Ostseeküste entlang und sind in Danzig gestartet. Als seine Freundin uns von hinten einholt, verabschieden sie sich und fahren vor uns weiter. So fahren wir eine Weile, mal im kleineren und mal im größeren Abstand, hinter den beiden her. Als Michi gerade eine Toilettenpause einlegt zeigt Kyra mit dem Finger in die Luft und ruft: „Guck mal eine Eule!“. Doch bevor Michi diese bewundern kann, ist die Eule wieder verschwunden. Ein paar Meter weiter entdecken wir dafür einen kleinen Fuchs vor uns laufen. Auch dieser ist schnell wieder verschwunden. Hinter einem kleinen Anstieg, an dem die beiden Pause machen müssen, holen wir sie wieder ein und fahren rasant die Straße hinab, welche wie ein Flickenteppich aussieht.

Wir gehen schnell einkaufen und stellen erstaunt fest, dass wir für die 30 km ganze drei Stunden gebraucht haben. Mist… So kommen doch erst am Abend in der Unterkunft an. Leider geht es auch tatsächlich so weiter. Die Straße verwandelt sich erneut in eine Sandpiste und der Weg scheint nicht enden zu wollen. Als Michi irgendwann endlich sagt: „Es ist nicht mehr weit!“, bleibt Emil im Sand stecken und Kyra plumpst in Zeitlupe auf die Seite. „Ich bleib hier einfach so liegen…“ sagt diese ein bisschen enttäuscht vom heutigen Tag. Wir hatten uns beide etwas anderes für Michis Geburtstag vorgestellt, aber die Wege können wir nicht ändern. Nur wenige Meter später stecken Emil und Elias wieder im Sand fest. Von hinter uns kommt ein lärmendes Geräusch und Michi schreit: „Kyra schnell! Der bremst nicht! DER BREMMST NICHT!“. Im letzten Moment schiebt Kyra Emil auf die linke Seite und ein Sandbuggy schießt an uns vorbei. Die beiden Personen auf dem Buggy sind nur am Lachen, doch uns ist gar nicht mehr zum Lachen. Kyra ist entsetzt und auch Michi kann die Situation nicht fassen: „Der hätte dich einfach überfahren… Ich habe dich schon liegen sehen.“ „Lass uns einfach schnell weiter“ sagt Kyra. Zum Glück hatte Michi recht und es war tatsächlich nicht mehr lang, denn nach einem weiteren Gang zum Supermarkt und eine halbe Stunde später kommen wir an der ersehnten Unterkunft an. Mittlerweile ist es bereits nach 19:00 Uhr.

Obwohl Check-Inn bis 20:00 Uhr ist, ist die Rezeption bereits geschlossen und unter der angegebenen Nummer niemand erreichbar. Wann entwickelte sich dieser Tag nur zu so einem Pechtag? Wir sprechen einen anderen Urlauber an, der uns eine weitere Nummer gibt und glücklicherweise geht jemand ran! Puh… Nur wenige Minuten später kommt eine freundliche Person auf uns zu: „Hi! I`m Veronika.“ Veronika führt uns zu unserem kleinen Häuschen. Es sieht hübsch und sauber aus. Sollte irgendetwas fehlen oder wir Fragen haben, dürfen wir uns bei ihr melden. Perfekt! Nun soll es noch ein schöner Abend werden. Kyra packt die gekauften Sachen aus und fängt an zu Kochen. Zu Michis Ehrentag gibt es unser gemeinsames Lieblingsessen: Spaghetti mit Scampis in Öl und Knoblauch.

Mit diesem Essen verbinden wir einfach wunderbare Momente von Studium, über erste gemeinsame Wohnung, zahlreiche Jahrestage, Geburtstage und Radreisen. Während Kyra kocht, klärt Michi noch eine Sache mit der Besitzerin des Ferienparks und bedankt sich für die Nettigkeit. Als Veronika erfährt, dass Michi heute Geburtstag hat, bekommen wir eine Stunde Sauna und Salzgrotte geschenkt. Wahnsinn! Um 21 Uhr soll es soweit sein. Um kurz vor 21 Uhr sind wir pünktlich mit dem Essen fertig und machen uns auf den Weg. Die Sauna liegt gegenüber von unserem Häuschen. Als wir reinkommen, sind wir überwältigt.

Der Vorraum ist mit einem Sofa, etwas zum Lesen und Trinken nett gestaltet. Es liegen vier Handtücher bereit. Von diesem Raum geht eine Toilette und Dusche ab sowie die Sauna und Salzgrotte. Die Temperaturanzeige der Sauna zeigt 88 °C, also schnell rein und den ersten Gang genießen. Da uns nach dem ersten Saunagang für die nur 16 °C warme Salzgrotte noch etwas zu kalt ist, duschen wir uns nur ab und genießen direkt den zweiten Gang. Anschließend geht es in die Salzgrotte. Wir schließen für ein paar Minuten die Augen und lassen alles auf uns wirken. Wie gut es uns doch geht! Pünktlich um 22:00 Uhr kommt ein Mitarbeiter und schließt die Sauna. Wir gehen zurück zu unserem Häuschen, wo noch unser Nachtisch auf uns wartet. Entspannt schlafen wir ein…

163 Ansichten0 Kommentare

Aktuelle Beiträge

Alle ansehen

Das Ende?

bottom of page