Göteborg wir kommen! (Tag 10)
Die Sonne küsst unser Zelt. Langsam öffnet sich der Reißverschluss -rrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrrt- was für eine Aussicht, der Regen ist verflogen und die salzige Meeresluft weht uns entgegen. Der Rest ruht noch und wir beginnen leise mit unserer Morgenroutine. Als wir die letzten Reste des Zeltes einpacken und routiniert Emil und Elias bepacken kommt unsere Bekanntschaft vom Vorabend vorbei. „Ihr wolltet uns doch noch den Tipp für einen Stellplatz geben.“ Stimmt genau und wir halten natürlich Wort und zeigen den Platz auf der Karte.
Dann öffnet sich auch bei Selina das Zelt -rrrrrrrrrrrrrrrrt – „Tschüss und gute Fahrt.“ „Danke und Dir auch, schreib uns, wenn du den Flipflop findest.“ FlipFlop, fragt ihr euch bestimmt. Kyra hüpft seit gestern Abend auf einem Bein aufs Klo und zum Baden ins Meer, da unter mysteriösen Umständen einer der beiden FlipFlops auf der Fahrt verschwand. Emil als Drahtesel wird ihn nicht gefressen haben und somit wurde er entweder abgerissen oder fiel beim Öffnen/Schließen der Taschen unbemerkt ab. Egal wie ärgerlich für uns und auch nicht unser Stil „Müll“ liegen zu lassen. Da wir nicht in der Wildnis unterwegs waren hoffen wir, dass die Straßenreinigung oder nette Radfahrende auf dem Kattegatleden den einsamen Schuh entsorgen. Nun aber los! In Krakenberg keuchen wir den Berg hinauf und die ersten km fliegen dahin. Das Wetter wird durchwachsener. Unter leichten Tropfen fahren wir an der Industrie von Bua vorbei. Direkt dahinter bestaunen wir zahlreiche Wasservögel und informieren uns an einer Schautafel über die Arten und ihren Schutzstatus, um sogleich an den nächsten qualmenden Schloten vorbeizurauschen. Faszinierend, wie nah hier Naturschutz und Mensch immer wieder eng beieinander liegen. Nach einem Anstieg gibt es Brot mit Marmelade und Erdnussbutter. „Weiter, es ist noch ein Stück.“ gibt Michi zu bedenken. Also strampeln wir weiter Hügel auf und ab, durch Wald und vorbei an Wiesen und Platsch! Ein Tropfen bedeckt Kyras gesamten Handrücken. Platsch! „Regensachen!!!“ ruft Kyra und Recht hat sie. Gerade als wir noch den Sattelschutz über Emil und Elias ziehen bricht ein Wolkenguss los, wie wir ihn auf dieser Tour noch nicht hatten.

Graupel und Gegenwind gibt es gratis dazu. Eingepackt fahren wir weiter und „Alles ist dicht!“ ruft Michi durch das Prasseln und die Gischt der vorbeifahrenden Autos. Bei jedem Hügel kommt uns nun noch ein kleiner, mal brauner, mal farbloser und mal gräulicher Bach entgegen. Wir kämpfen uns hoch über das Ufer des Lygnern. Mit der Drohne könnte man von hier oben sicher super aufnahmen machen, aber es ist ein Naturschutzgebiet, naja was soll schon… ein Ranger-Pickup fährt an uns vorbei. Wir lassen es.

In Kungsbacka hüpft Kyra in den Supermarkt. Es klart auf, wir ziehen die Regensachen aus. Da taucht erneut eine Regenwolke auf und entlässt ihre nasse Fracht über uns. Dieses Spielchen spielen wir noch einige Male. Weswegen wir nach einiger Zeit in Regenjacke und Hose an verdutzt dreinschauenden Schweden vorbei radeln. Seit dem Supermarkt ist zudem eine ältere Dame im E-Bike vor uns, die vor jedem Anstieg in überholbare Nähe rückt, nur um sich sogleich bergauf wieder abzusetzen. Erschöpft geben wir die Verfolgung auf und lassen uns auf einer Parkbank nieder. Es gibt Wurst und Brot.
In Göteborgs Einzugsgebiet stehen zahlreiche Villen in und auf den Felsen der Küstenlinie. Auf der Suche nach einem Schlafplatz treffen wir zwei Spaziergänger mit Hund. „Drahtesel… das ist doch aus Münster“ schnell ist klar, dass es sich um zwei Deutsche vom nahen Campingplatz handelt. Nach einem kurzen und netten Gespräch – er war bereits mit dem Rennrad am Nordkap - sind wir überzeugt. Auf dem Campingplatz haben sich einige Radreisende niedergelassen. Wir quatschen noch ein bisschen mit den Nachbarn auf der Zeltwiese und freuen uns über eine heiß ersehnte warme Dusche. Abendroutine, der Drache bereitet uns Reis mit Mais und Thunfisch. Noch hell, aber schon so spät?!? Ab ins Bett!