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Fahren, fahren, fahren (Tag 38)

Rrrrrrrrt, die Tür des Glasshelters geht auf und Kyra sitzt kerzengerade im Schlafsack: „Michi, Michi? Hörst du das, da ist jemand?“, von Michi kommt ein leises „Hmmmm“, aber die Person scheint den Shelter wieder verlassen zu haben. „Das war eine Person von dem Wohnmobil, das gerade kam“ sagt Michi. Wir schlafen weiter. Rrrrrrt, die Tür des Glasshelters geht erneut auf. „Michi! Das ist jemand!“ sagt Kyra erneut und ruft „Hi?“. Von unten kommt eine Stimme: „Hi! Sorry!“. Schritte nähern sich und jemand kommt die Treppe hoch. Ein weiterer Radfahrer steht gegen 2:00 Uhr nachts bei uns im Shelter. Wir geben ihm zu verstehen, dass wir gerne Platz machen und er sich in den Raum oben mit hinlegen kann, doch er möchte gerne unten bleiben: „There is it darker“. Verständlich, denn die Sonne geht hier nicht mehr unter. Wir hatten am Vorabend noch gehofft die Mitternachtssonne zu sehen, aufgrund des schlechten Wetters war dies jedoch nicht möglich. Jetzt um 2:00 Uhr nachts ist es jedoch nicht dunkler als um 1:00 Uhr oder 12:00 Uhr. Wir reden noch kurz, woher wir kommen und wohin es gehen soll. Anschließend verschwindet Levi nach unten und baut sein Nachtlager auf. Nach ein paar Minuten ist alles wieder still und wir schlafen bis in den Morgen. Michi, der ein paar Minuten vor dem Wecker aufwacht, klappt den Laptop auf, beantwortet ein paar E-Mails und schreibt einen Blogeintrag. Eine dreiviertel Stunde später stehen wir auf, bauen unser Nachtlager ab, ziehen uns um und räumen langsam alles ein.

Maya und ihre kleine Schwester sind auch bereits wach und schauen zu uns hinauf. Rrrrrrrt, die Tür des Shelters geht auf und die beiden kommen hinein. Etwas irritiert huschen sie an Levi vorbei die Treppe hoch. Da Levi jedoch noch schläft und wir ihn nicht stören wollen, verlassen die beiden den Shelter wieder. Wir räumen die restlichen Sachen ein und Levi wird kurze Zeit später wach. Erstaunt stellen wir fest, dass er ebenfalls von Oslo nach Trondheim gefahren ist und nicht wie alle anderen Radreisenden, die wir bisher getroffen haben von Kristiansand hinauf. Gemeinsam bepacken wir die Drahtesel und frühstücken zusammen.

Wir geben eine Tasse Kaffee ab und er schenkt uns ein paar Stücke Schokolade sowie ein Lakritzbonbon. Der Himmel ist in der gesamten Zeit gnädig mit uns. Trotz grau in grau regnet es nicht. Also schwingen wir uns auf die Fahrräder und fahren die ersten 20 km zur Fähre. Levi ist so flott unterwegs, dass er vorfährt und wir mit einigem Abstand folgen. Wir halten nur kurz zum Toilettengang und um ein paar Fotos zu machen.

So schnell die ersten 20 km hinter uns gebracht sind, ist auch die Fährfahrt überstanden. Anschließend springen Levi und Michi noch schnell in den nächsten Supermarkt, um alles Nötige für den heutigen Tag zu besorgen. Nach dem Einkauf wiederholt sich das Spiel. Levi fährt ein Stück vor und wir folgen in einem immer größer werdenden Abstand. Wahnsinn, wie schnell manche unterwegs sind! Wir zweifeln ein bisschen an unserer Kondition und sind bei jedem kleinen Anstieg irritiert, wie wir die vergangenen Wochen überstanden haben.

Irgendwie ist einfach die Luft raus und Michi tut der Rücken weh. Das Wetter trübt unsere Stimmung noch weiter und Müdigkeit kommt hinzu. In diesen Momenten fragt man sich dann doch ganz kurz: „Wofür mache ich das hier eigentlich?“. Nun fängt es auch noch an zu regnen. Gebündelt ist das für uns einfach zu viel.

Wir lassen die schlechte Laune an uns gegenseitig aus und verfluchen jeweils den anderen. Ja, auch das gehört zu einer Radreise dazu. Wir haben uns nun über einen Monat 24/7 gesehen, da darf so etwas mal passieren. 20 min später ist alles wieder gut und wir beide suchen einen Schlafplatz. Das gestaltet sich im Moor gar nicht so einfach. Wir haben jedoch Glück und biegen nur einmal nach rechts ab, ohne etwas zu finden. Beim nächsten links abbiegen, in einen kleinen Weg, finden wir eine kleine Lichtung im lichten Wäldchen. Beim Erkunden sehen wir zwar Elchkot, aber das hält uns nicht fern. Michi möchte sowieso noch einen Elch sehen.

In einer kurzen Regenpause ist das Zelt schnell aufgebaut. Anschließend kochen wir im Außenzelt Spaghetti und flüchten vor Regen und Mücken ins Zelt. Zumindest Kyra bleibt nicht lange dort. Bereits seit gestern klagt sie über Bauchweh und kann nicht richtig auf Toilette. Nun tut die ölige Soße ihren Rest und Kyra verschwindet nach draußen.

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