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Die Müritz (Tag 95)

Ohne Wecker wären wir niemals um 6 Uhr aufgestanden. Doch so heißt es wieder „Guten Morgen.“, als es draußen noch dämmrig ist. Die Wellen laufen sanft gegen den kleinen Badestrand und platschen rhythmisch gegen die Boote am Hafen. Wir schmeißen den Kocher an und machen erst einmal Milch warm. Es gibt Frühstücksflocken, Kaffee und Kaba mit heißer Milch. Kyra schreibt Blog und nach dem Essen tauschen wir. Immer wieder durchziehen Schauer den Morgen. Also räumen wir alles im Zelt zusammen, sodass wir nur einmal kurz raus müssen. Die Dauercamper sind nun ebenfalls wach und etwas verwundert über ihre neuen Nachbarn. „Wann seid ihr denn gekommen?“ „Wo kommt ihr her?“ „Wohin geht’s heut?“ „Wollt ihr zur Ostsee?“ werden wir gefragt. Nachdem vermutlich der halbe Platz weiß, was wo und wie wir fahren, ist das Zelt auch bereits abgebaut und die Esel sind beladen. Ein älterer Herr, der seinen Wohnwagen neben der Zeltwiese hat, sagt immer wieder kopfschüttelnd und lachend: „Ei, ihr habt Humor. Um die Ostsee… Ihr habt ein lustiges Gemüt.“ Wir gehen zum Waschhaus und machen uns frisch. Dann rollen wir los.

Weit kommen wir nicht. Der nächste Schauer zwingt uns in unsere Regenkleidung. Das macht jedoch nichts, wir sind gut gelaunt und fahren erneut auf einem asphaltierten Radweg. Das ist echt toll! Ja, ein paar Wurzeln erwehren sich gegen die künstliche Deckschicht, aber unterm Strich läuft es einfach super. „Na, Auswanderer?“, sagt ein Rentnerausflug fröhlich und etwas belustigt, wegen unseres voluminösen Gepäcks. „Nein, eher Einwanderer. Wir sind einmal um die Ostsee geradelt und fahren nun zurück.“, sagen wir ein bisschen stolz und ernten ungläubige Blicke. Dann wird es Michi zu warm und er entledigt sich der Regenhose und Jacke. Puh, besser und der Regen hat ohnehin erneut aufgehört. Wir beide haben richtig Hunger, aber der Wald will und will nicht enden. Nur noch 10 km… 5 km… „Wie lange 3 km sein können!“, ärgert sich Kyra und dann erreichen wir Rheinsberg. Das Schloss oder der Park sind nicht unser Ziel, wir suchen den Ratskeller. Wir stellen Emil und Elias ab und setzen uns. Wir beginnen mit einem „feurigen Gulaschsüppchen“, das wir uns teilen. Für einige Gäste ein Fauxpas, der zur Erheiterung des Gemüts gereicht. Jeden Tag eine gute Tat, denken wir uns und schon werden „Wiener Schnitzel“ und „Fontanes Leibgericht“ serviert. Köstlich! „Apfelstrudel mit Vanillesauce und Eis“ sowie ein „Espresso Doppio“ und „Milchkaffee“ bilden den Abschluss. Bis auf den guten Strudel war alles ein Gedicht!

Am Nebentisch streitet man sich über die zu großen Portionen. Vielleicht hätte man sich die Suppe teilen sollen. Wir zahlen und machen uns erneut auf den Weg. Immer wieder tauchen kleinere und größere Seen auf, bis wir wissentlich neben der Müritz auf dem Müritz Rundweg entlangfahren, doch von dem See fehlt jede Spur. Dafür treffen wir vermehrt Radfahrer*innen. Die meisten grüßen freundlich mit einem „Moin!“, das fühlt sich bereits fast nach Zuhause an. Auf einmal bremst Michi und muss lachen. Er zeigt auf ein Schild auf dem „die Müritzfischer“ steht. Hier war Michi vor einigen Jahren mit seiner Schwester, Schwager, Freundin sowie Eltern. Wir machen für die Familie schnell ein Foto und fahren weiter. Der Weg führt uns traumhaft direkt an der Müritz entlang, dabei wechselt die Landschaft zwischen Wald und Freifläche.

Die letzten Kilometer ziehen sich anschließend wieder ziemlich, bis wir auf dem erlösenden Stadtschild Waren (Müritz) lesen. Für die letzten Kilometer ist das Auge erstmal beschäftigt, denn zahlreiche Villen stehen zu unserer rechten und linken. Zwischendurch erhaschen wir immer wieder einen Blick auf die Müritz, bis wir am Campingplatz ankommen. Dieser ist riesig! Wahrscheinlich ist das der größte Campingplatz den wir je gesehen haben. Wir checken ein und erfahren, dass das Bistro noch für 30 min geöffnet hat. Also schnell dahin! Es gibt Pommes für Kyra und Flammkuchen für Michi. Die Inhaber sind unheimlich freundlich und verkaufen uns nach Ladenschluss noch Milch zum Frühstück. Als wir fertig gegessen haben, wird es Zeit das Zelt aufzustellen. Es ist bereits dunkel, wodurch sich unbemerkt einige Tannenzapfen unter die Zeltplane schleichen. Als Michi die Matratzen aufpumpt und Schlafsäcke zurechtrückt, bemerkt er diese und schafft die meisten nachträglich noch zu entfernen. Nach einer schnellen warmen Dusche, umhüllt uns der Schlaf schnell.

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