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Das sind keine Fliegen! (Tag 21)

Eine angenehme Nacht auf dem Campingplatz liegt hinter uns. Wir werden vom Wecker geweckt und drehen uns noch einmal um. Beim zweiten Wecker müssen wir jedoch wirklich aufstehen. Die Wolken hängen tief am Himmel und es sieht nach Regen aus. Der Wind bläst stetig, aber in unsere baldige Fahrtrichtung. Rückenwind! Als wir gerade das Zelt abbauen wollen, fängt es leicht an zu regnen und unsere netten Nachbarn holen sich die Campingstühle wieder. Der Regen zwingt uns zur Beeilung und so ist alles schnell verstaut. Nach ein paar Tropfen ist jedoch schon wieder alles vorbei und wir können unsere Elektronik noch ein wenig laden. Zudem kümmern wir uns um die Ketten von Emil und Elias. Emil quietschte gestern etwas, weshalb wir noch die Bremsbelege überprüfen. Es ist jedoch alles in Ordnung, sie sollten noch ein paar Abstiege halten. Nun kann es los gehen. Wir fahren vom Campingplatz unserem großen Anstieg entgegen. 20 km bergauf erwarten uns, ob wir das schaffen? Wir beide sind ein bisschen aufgeregt. Doch… Bei Emil schleift etwas im Hinterrad und so bleiben wir vor der Steigung nochmal stehen. Die Stelle ist nach einigem Suchen gefunden und Emil ist wieder ganz ruhig. Dabei spricht uns ein interessierter Norweger an und wir erzählen kurz. Wir berichten von unserer Tour und erzählen über dies und das. Ein paar Meter weiter erstreckt sich plötzlich vor uns eine schöne Kirche, die wir gerne noch besucht hätten.

Leider ist diese jedoch trotz Öffnungszeiten geschlossen und so geht es dem Berg entgegen. Wir fahren mutig an und halten die ersten Kilometer gut durch. „Was ist los? Hast du ein Platten?“, schreit Kyra von hinten. „JA!“, ruft Michi zurück und schiebt Elias zu einer Ausfahrt am Straßenrand.

Mist! Unser erster Platten nach noch nicht ganz (aber schon fast) 2.000 km und dann auch noch an einer Steigung. Naja, was soll man machen. Zum Glück nicht bei einer Abfahrt. Gepäck ab, Reifen raus und Schlauch wechseln. Da sogar das Loch schnell gefunden ist, wird der alte Reifen für Notfälle noch geflickt und schon kann es weiter gehen. Der Anstieg hat es von der Länge her wirklich in sich, jedoch ist die Steigung gnädig und so können wir zwar angestrengt, aber kontinuierlich den Berg hinauffahren. Ein paar starke Anstiege liegen immer mal dazwischen, doch auch diese sind wir an Tag 21 langsam gewöhnt. Wir genießen die wunderbare Natur um uns herum.

Die Wohnhäuser werden weniger und nur noch vereinzelt tauchen diese am Straßenrand auf. Um so mehr Schafe kreuzen unseren Weg. Alle paar Meter hören wir eine Glocke und ein Schaf kommt mit Jungen um die Ecke. Sie liegen an den gewärmten Steinen, stehen auf der Schotterstraße und grasen ein wenig. Vor unseren Drahteseln scheinen sie jedoch mehr Angst zu haben, als vor den meisten Autos. Aus diese Grund versuchen wir Abstand zu halten und leise deren Wege zu kreuzen. Immer wieder machen wir eine Pause und fotografieren die schöne Natur. Nach einem kurzen heftigen Regenschauer darf sogar Fridolin fliegen.

Von oben sieht alles noch viel unglaublicher aus. Der Schnee, der Bach, die Wiesen… „Michi! Bis hierhin sind wir in 21 Tagen geradelt! Ist das nicht unglaublich?“, sagt Kyra beeindruckt. Michi nickt zustimmend: „Hättest du das vor 21 Tagen gedacht? Ich nicht, aber geglaubt, dass wir es schaffen, habe ich die ganze Zeit!“. In der Nähe eines schönen Baches holt Michi Fridolin zum zweiten Mal raus.

Das Vergnügen hält jedoch nicht lange an. Seit einigen Tagen schon verfolgen uns Fliegen beim langsamen bergauf Fahren und auch jetzt sammelt sich eine ganze Traube um jeden unserer Köpfe. Plötzlich ruft Kyra laut: „Das sind gar keine Fliegen mehr! Das sind Mücken!“. Ohne es bemerkt zu haben, sitzen unzählige Mücken auf uns und haben bereits begonnen unser Blut zu verzehren. Michi kann kaum Fridolin richtig steuern, so sehr mögen uns die Mücken. Als Fridolin wieder bei uns ist sprühen wir uns mit Anti-Mücken-Spray ein und fahren schnell weiter, denn nur noch 4 Kilometer… 2 Kilometer… 1 Kilometer… Eine letzte starke Steigung… Und… geschafft! Wir stehen am höchsten Punkt unserer bisherigen Tour und sind stolz! Beziehungsweise eigentlich stehen wir nicht, sondern rollen bereits die ersten Meter hinab. Bei dieser Mückenmenge wollen wir einfach nicht stehen bleiben. „Ich würde hier so gerne übernachten, aber nicht bei diesen Mücken “, sagt Michi. „Ob das wohl erlaubt ist?“ – „Guck mal da, das sieht so aus, als würden hier häufiger Leute übernachten“. Ein paar Meter weiter steht ein Wohnmobil vor uns und es tut sich eine kleine Zeltwiese auf. Perfekt! Sogar Bänke und Tische sind vorhanden und auf einer kleinen Infotafel steht, dass wir überall zelten dürfen.

Wir packen unsere Taschen ab und fahren nochmal als Leichtgewicht zum Wohnmobil hinauf. Ob dieser wohl genug Trinkwasser geladen hat? Nett werden wir empfangen und die Flaschen sind schnell aufgefüllt. So können wir den Abend genießen! Die letzten nassen Anziehsachen werden im Sonnen-Wolken-Mix getrocknet und wir essen Spaghetti mit Olivenöl und Salz sowie mit Ketchup. Manchmal können die einfachen Dinge so lecker sein!

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