Auf zum Rhein und dann heim! (Tag 3)
Ausgeruht erwachen wir. Es nieselt vor dem Fenster. Wir ziehen uns an und gehen schnurstracks zum Frühstück. Der Besitzer des Hotels begrüßt uns erneut freudestrahlend und geleitet uns zum Büffet. Es ist nur ein weiterer Gast da. Der Raum ist hübsch eingerichtet. Weihnachtliche Elemente schmücken neben stilvollen Vasen das Fensterbrett und die Tische. Kleine Honigkuchen, Kaffee und Brötchen sowie Pindakaas und Hagelslag runden das Frühstück ab. Wir verabschieden uns und holen die Drahtesel aus ihrer Unterkunft. Frohen Mutes satteln wir auf und fahren unserem Tourziel St. Tönis entgegen. Tatsächlich passieren wir nach wenigen Kilometern den letzten Grenzübergang (Niedderlande - Deutschland) der 3-Tagestour.
Es ist deutlich wärmer, aber dafür auch nasser. So ist man hin und hergerissen zwischen den Handschuhen, der Regenjacke, Kapuze auf oder ab. Bei dem ganzen hin und her landen wir auf einmal in Bocholt. Die Beschwerden des Magens legen das nächste Ziel fest. Bäcker und zweites Frühstück. Eine ältere Frau grinst uns an und wünscht „guten Appetit!“, als sie uns beherzt in das belegte Brötchen beißen sieht. Wir bedanken uns und wünschen schöne Feiertage. Doch schnell weiter gen Süden. Über Dingden und Hamminkeln erreichen wir die Außenbereiche von Wesel. Von weitem sehen wir die Kirche und Rheinbrücke und wissen, bald ist es geschafft. Denn eines hat sich die Tage nicht geändert. Der Wind. Südwind, um genau zu sein. So langsam melden sich unsere Knie und teilen mit, dass es vielleicht klüger wäre mit und nicht gegen den Wind zu fahren. Doch es hilft nichts, das Ziel liegt südwärts auf der anderen Rheinseite. Mit einem breiten Grinsen genießen wir die Aussicht auf der Brücke und beobachten die Lastkähne im Wasser. Am anderen Ufer wenden wir uns nach links und fahren auf den Deich.
Welch ein Ausblick über die Rheinauen. Schafe grasen auf den noch saftigen Wiesen in der tiefstehenden Sonne und Gänse zanken sich mit Raben in den akkuraten Gärten altehrwürdiger Herrenhäuser. Alles wird in ein güldenes Licht gehüllt.

Wir beobachten alles still und erschöpft von einer Bank aus. Wir sprechen uns Mut zu und treten die letzten 40 km gegen den unsichtbaren Gegner, der uns zurück in Richtung Norden zu treiben versucht. Immer auf dem Deich entlang schaffen wir es nach Rheinberg. Endlich bieten uns die Häuser etwas Windschutz. Kurze Zeit später erreichen wir auch schon Moers und die Sonne versinkt hinter dem Horizont.

„Das kann doch nicht sein!?“, ruft Michi irritiert. Doch, kann es. Wir müssen auf die Straße, bzw. den Standstreifen der Krefelder Straße, welcher als Radweg gekennzeichnet ist. „Das kennen wir doch schon ganz anders.“, beruhigt Kyra. Recht hat sie! So radeln wir, hell erleuchtet durch unsere Warnwesten, die Reflektoren und die Radbeleuchtung durch die hereinbrechende Nacht. Auf der Autobahn unter uns staut es sich und eine Radlerin überholt uns ebenfalls dick eingepackt. Dann verschwindet sie in der Nacht. Die Sonne ist nun endgültig tief hinter dem Horizont verschwunden und die beleuchteten Gärten der Randbezirke Krefelds leuchten weihnachtlich den Weg. Gleich sind wir da. Nur noch über den Bahnübergang und… eine Vollsperrung. Wir versuchen den nächsten Bahnübergang. Er ist ebenfalls gesperrt. Doch an der Hauptstraße schaffen wir es endlich. Wir kaufen noch ein paar Kleinigkeiten ein und bahnen uns den Weg zu Kyras Mutter. Die Drahtesel werden in der Tiefgarage verstaut, die Taschen abgepackt und schon empfängt Kyras Mutter uns mit offenen Armen sowie duftendem Essen. Es gibt Lachs und als Nachtisch Salted Caramel Eis. Lecker! Wir reden noch lange, lachen und fallen schlussendlich erschöpft und überaus glücklich ins Bett. Welch eine frostige und schöne Weihnachtstour!
Wir vier wünschen Euch fröhliche und besinnliche Weihnachten! Machen wir es wie Emil und Elias. Pedale hoch und einfach gut rüber rutschen! Wir sind schon ganz gespannt und freuen uns Euch auch im neuen Jahr auf unsere Reisen mitnehmen zu dürfen.