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Auf in die letzte Woche (Tag 94)

Der Wecker klingelt dreimal und jedes Mal drehen wir uns erneut um. Gegen. 7:30 Uhr sind wir jedoch beinahe ausgeschlafen und sollten so langsam aufstehen. Im Bett liegend bereiten wir noch schnell die Route vor und stehen anschließend auf. Claudia, Johannes und Hila scheinen noch zu schlafen, deshalb bauen wir leise das Bettlager ab, holen das Zelt von der Terrasse und hängen die noch klamme Wäsche nach draußen. Dort ist bereits die Sonne aufgegangen und der Himmel verspricht gutes Wetter. Als wir gerade mit Blogbeitrag und Instagram beginnen, kommt Claudia gut gelaunt in die Küche: „Guten Morgen!“. Sie fängt an das Frühstück vorzubereiten und Johannes holt Brötchen. „Bleibt sitzen und entspannt euch.“, sagt sie, als wir helfen wollen. Der Plan der beiden ist: Kühlschrank leer machen, denn für die drei geht es heute in den Urlaub. So bekommen wir nach dem Frühstück noch tiefgekühlten Pflaumenkuchen für unterwegs mit. Hila ist währenddessen ganz aufgeregt und möchte uns unbedingt noch etwas auf dem Spielplatz zeigen. Also gehen wir noch schnell nach draußen. Wir laufen zum Spielplatz und sie balanciert über den Parkour, schaukelt allein und hängt an einer Stange. „Wow, du wirst ja eine richtige Turnerin.“, sagt Michi begeistert. Anschließend holen wir die Drahtesel aus dem Keller, während Claudia und Johannes für den Urlaub packen. Gegen 12:00 Uhr sind wir alle fertig. Bei Claudia, Johannes und Hila gibt es nun noch Mittagessen und bei uns startet die nächste Fahrradetappe. Doch bevor es aus Berlin heraus geht, möchten wir noch schnell ein Foto mit Jelle, dem Maskottchen des Familienservice der Hochschule Emden/Leer, am Brandenburger Tor machen. Dort angekommen können wir ebenfalls Mittagessen vertragen und entscheiden uns doch noch eine Currywurst mit Pommes zu essen. Hmmm, lecker!

Anschließend geht es zu einem Fahrradgeschäft. Durch den Sand der letzten Tage und dem anschließenden Regen brauchen wir unbedingt unser Schmiermittel für die Kette. Michi hat bereits gestern ein Fahrradgeschäft ausfindig gemacht, welches fast auf dem Weg liegt und genau unser gesuchtes Produkt verkauft. Perfekt! Zudem benötigen wir eine neue Schraube für Emils Ständer. Dieser wurde in Trondheim erneuert, doch die Schrauben müssen alle paar Tage nachgezogen werden. Nun wollte die Schraube nicht mehr und ist gebrochen… Die alte Schraube konnte jedoch zum Glück entfernt werden und im Fahrradladen ist ohne Probleme die passende gefunden. Beim Reinschrauben fällt Michi jedoch auf, dass das Gewinde leicht kaputt ist und der Ständer nur noch provisorisch hält. Mist, das bedeutet, dass wir Emil die letzten Tage besser anlehnen. Nun geht es jedoch wirklich los und raus aus Berlin.

Das gestaltet sich gar nicht so einfach. Unzählige Kilometer fahren wir durch die Stadt. Wir haben bereits das Gefühl, dass die Stadt uns gar nicht mehr hergeben möchte, als endlich das Stadtschild kommt. Auch hier werden wir an unsere Geschichte erinnert. Ein Schild deutet darauf hin, dass die ehemalige innerdeutsche Grenze hier verlief. Wir unterhalten uns eine Ganze Weile darüber, bis auf der rechten Seite eine italienische Eisdiele auftaucht. Michis Augen strahlen: „Endlich! Eine richtige Eisdiele!“ sagt er freudig und guckt Kyra fragend an. Diese nickt nur und so werden die Drahtesel vorsichtig an den Rand gestellt. Für Michi gibt es ein Pistazien-Spaghettieis und eine Eisschokolade, für Kyra ein Crêpe und Eisschokolade. Insbesondere das Pistazieneis schmeckt ausgezeichnet! Wir stellen gemeinsam fest, dass es wahrscheinlich das beste Pistazieneis war, welches wir je probiert haben und das mag bei unserem Eiskonsum schon etwas heißen.

In Oranienburg angekommen biegen wir zur Gedenkstätte Sachsenhausen ab. Diese macht leider bereits in wenigen Minuten zu, weshalb uns keine Möglichkeit bleibt das ehemalige Konzentrationslager zu besichtigen. Wir verweilen trotzdem einen Moment und sind ganz in unseren Gedanken. Das das Volkskommissariat für Innere Angelegenheiten der Sowjetunion nutzte Teile des Lagers ebenfalls nach dem Krieg. Die Massengräber aus dieser Zeit liegen außerhalb des Museums und so können wir diesen Ort noch besuchen. Es ist einfach unvorstellbar zu welchem Gräuel der Mensch fähig ist. Wir verlassen das Lager und die Gräber und passieren eine Gedenktafel für die Todesmärsche, welche ebenfalls von Sachsenhausen bei der Lagerauflösung 1945 starteten.

Die weitere Fahrt vergeht schnell und wir reden noch einige Zeit über die Geschichte. Die Städte weichen und die Landschaft wird grüner. Wir fahren durch kleine Orte und Waldabschnitte in denen ebenfalls der Todesmärsche gedacht wird. In einem kleinen Dorf befahren wir zudem einen Kreisel an dem einer jüdischen Familie gedacht wird, deren hab und gut an exakt dieser Stelle verbrannt wurde. Wie gut es uns allen in diesem Land heutzutage doch geht, wie frei wir uns bewegen, wir reden und glauben dürfen! Die letzten Kilometer ziehen sich dann bekannter Weise doch.

„4 Kilometer können ganz schön lang sein!“ stellt Kyra bestimmt schon zum fünfzigsten Mal fest. Dann endlich taucht das Stadtschild Lindow (Mark) vor uns auf. Über Kopfsteinpflaster fahrend ist ein Geldautomat schnell gefunden. Weiter geht es zum ersehnten Campingplatz, auf welchem wir nett empfangen werden. Es ist bereits zappenduster. Die Bezahlung verschieben wir auf den nächsten Morgen und somit bleibt uns nur noch das Zelt aufzustellen und müde in den Schlafsack zu fallen.

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