Abschied und Wiedersehen (Tag 78)
Der Wecker klingelt früh, denn vor unseren 130 km, möchten wir noch in Ruhe Blog schreiben, Duschen und Frühstücken. Als wir Edita unten in der Küche hantieren hören, gehen wir runter. Auch Andrius und Unė sind bereits unten. Der Frühstückstisch ist reichlich gedeckt und es wird frischer Kaffee zubereitet. Wir bekommen Gnocchis aus Quark gereicht. Edita erklärt, dass man diese mit Sauerrahm und/oder Butter isst. Sie selbst mag dazu noch gerne Salz. Unė isst die Gnoccis am liebsten mit Zucker. Wir probieren sie mit Sauerrahm und es schmeckt wirklich köstlich. Zudem werden uns noch hauseigene eingelegte Kirschen gereicht. Auch diese Mischung schmeckt lecker. Anschließend naschen wir noch ein bisschen Gemüse, schmieren uns ein Brot und probieren weitere Schokoriegel. Typisch für das Baltikum sind Schokoriegel, die aus dünner Schokolade am Rand bestehen und mit einer Art Quark gefüllt sind. Der Quark ist häufig mit Früchten oder z.B. Vanille verfeinert. Während wir essen, kommt auch Smiltė dazu. Wir alle reden über das Nordkap, wo wir uns kennengelernt haben, über das Radfahren und vieles mehr. Rundum geht es uns richtig gut, doch dann kommt der Zeitpunkt, dass wir uns verabschieden müssen. Die 130 km bis nach Kaunas rufen und Emil sowie Elias, die in der Garage warten, wollen bepackt werden. Unter interessierten Blicken, wie unsere Stromversorgung funktioniert und wie viele Taschen wir dabeihaben, satteln wir die Drahtesel. Anschließend füllen wir noch Wasser auf und gehen auf Toilette. Nun kann es los gehen! Wir rollen Emil und Elias raus. Das Wetter ist wieder sehr heiß. Es sind aktuell 22 °C und es sollen noch 9 ° mehr werden. Dazu stehen kaum Wolken am Himmel und die Sonne bestrahlt uns in ihrer vollen Pracht. Zum Abschied machen wir 6 mit Kater Kiwi noch ein Foto und nehmen uns in den Arm. Nun kann es wirklich los gehen! Wir schwingen uns auf die Drahtesel, rollen die Straße entlang, winken nochmal zurück und sind erneut auf Tour. Die ersten Kilometer vergehen schnell.

Wir fahren an Vilnius bergab vorbei und bewundern neue schöne Vororte. Dabei wird uns erneut bewusst wie groß auch hier der Unterschied zwischen arm und reich ist… Plattenbauten vs. Neubaugebiet… Die Landschaft ändert sich leicht. Die Wohngebiete weichen und es wird ländlicher. Vor uns breitet sich der Galvė See in Trakai aus. Wir befinden uns genau an der Stelle, an der uns Unė und Dominykas gestern herumgeführt haben. Das nutzen wir! Gestern haben wir gesehen, dass es erlaubt ist, mit Drohnen zu fliegen. Leider hatten wir Fridolin jedoch nicht dabei, aber nun lassen wir ihn hinaufsteigen.

Anschließend ist es bereits Mittag und wir haben Hunger. Zwar sind wir erst 40 km gefahren und 90 km liegen noch vor uns, aber wir wollen den Tag sowie das Wetter genießen. Kyra isst unseren Lieblings-Kibinai von gestern, lecker gefüllt mit Spinat und Quark sowie als Nachtisch eine Art Mohnkuchen. Michi bleibt süß und isst ebenfalls den Mohnkuchen sowie ein Eis.
Anschließend geht es weiter. Wir fahren durch weiterhin schöne Wohngebiete rund um Trakai. Es wird immer ländlicher, bis die Straße sich in eine Schotterstraße verwandelt. Durch das Befahren von Landmaschinen ist diese wie eine Wasseroberfläche gewällt. Kyra flucht laut, aber es nützt nichts, hier müssen wir drüber. Nach ein paar Kilometer erblicken wir eine Stadt und die Straße ist wieder asphaltiert. Zum Glück! Wir machen eine zweite Pause, in welcher wir etwas zu trinken kaufen. Nach der Pause überqueren wir die Autobahn in Richtung Norden und fahren durch Pravieniškės. Hier befindet sich eines der größten Gefängnisse von Litauen. Das Gefängnis hat eine bewegte Geschichte. Es war zunächst ein Lager für Zwangsarbeit. Die Häftlinge, Wachen sowie deren Familien wurden während des zweiten Weltkriegs mit dem Vorschreiten der Deutschen alle umgebracht. Anschließend nutzen auch die Nazis das Lager für Zwangsarbeit. Die heutige Justizvollzugsanstalt existiert seit 2011. Es wird unter anderem als Rehabilitationszentrum für inhaftierte Suchtkranke sowie zur Wiedereingliederung in die Gesellschaft genutzt. Wir verlassen den Ort und stehen erneut vor einer unbefestigten Straße. Diesmal ist der Belag nicht aus Schotter, sondern aus Sand. Nachdem wir mehrmals über den Boden gerutscht sind, hat Emil keine Lust mehr und lässt sich ein paar Meter von Kyra schieben. Kyra flucht abermals laut und auch diesmal bleibt uns keine andere Möglichkeit, als vorsichtig weiterzufahren.

Nach circa 5 km ist der Weg wieder befestigt und wir erreichen den Vorort Palemonas. Dort fahren wir an einer alten Keramikfabrik vorbei und erreichen Kaunas. Endlich! Die letzten Kilometer führen uns durch ein Wirrwarr von Baustellen bis zu unserer Unterkunft. Hier muss Michi mehrmals fluchen. Um 20:00 Uhr checken wir ein, duschen uns schnell und schreiben einen Blogbeitrag, denn wir sind noch verabredet. Vera und Carsten erwarten uns in der Hotellobby. Gemeinsam wollen wir etwas essen sowie ein kühles Getränk trinken. Die beiden sind bereits seit gestern in Kaunas und haben in der Altstadt eine belebte Straße mit allerhand Cafés, Kneipen sowie Restaurants entdeckt. Bei einem ansprechenden Italiener bleiben wir stehen und bestellen sogleich Pizza. Vera bestellt ebenfalls Pizza und Carsten probiert die Lasagne. Alles schmeckt sehr gut. Beim Bezahlen ist unsere Bedienung ein bisschen verwirrt. Wir wollen die Rechnung in Zwei teilen, aber das scheint hier nicht üblich zu sein. Nach ein wenig erklären und diskutieren klappt es dann doch und wir machen uns auf den Rückweg. Im Hotel angekommen ist es bereits sehr spät und somit fallen wir erschöpft sowie glücklich ins Bett.